Was ist wichtig, damit sich ein Pferd in der Box wohl fühlt?

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Die Boxenhaltung ist wohl die Haltungsform, die die meisten Menschen vor Augen haben, wenn Sie an einen Pferdestall denken. Das kommt daher, dass diese Haltungsform eine lange Tradition hat und in Deutschland sehr weit verbreitet ist.

Die Haltung in Boxen ist ein zweischneidiges Schwert und stark davon abhängig, wie sie umgesetzt wird. Denn es gibt große Unterschiede, wie ein Box aussieht und wieviel Auslauf ein Pferd bekommt.

Boxen sollten ein Fenster nach draußen haben - (Foto: Martin Goldmann)
Boxen sollten ein Fenster nach draußen haben – (Foto: Martin Goldmann)

Das Tierschutzgesetz schreibt vor, dass die Box eine Mindestgröße von zwei mal die Widerristhöhe des Pferdes im Quadrat hat (2x WH2). Bei einem Pferd mit einem Stockmaß von 1,75m ergibt das eine Mindestgröße von 12.25 m2 für die Box. Die Schmalseite der Box sollte dabei mindestens 1,75 x die Widerristhöhe des Pferdes betragen, in unserem Beispiel also etwas über 3 Meter.

Der Stall sollte auch hoch genug sein. Mindestvorgabe ist 1,5 x die Widerristhöhe des Pferdes. Bei unserem Beispielpferd sind das schon 2,62 Meter – ein Standardgebäude reicht also nicht aus. Empfohlen wird aber mindestens das Doppelte der Widerristhöhe als lichte Raumhöhe zu wählen. Damit können sich die Pferde auch beim Steigen nicht verletzen und es entsteht ausreichend Luftzirkulation. Ideal stehen würde unser Beispielpferd also in einem Stall mit mehr als 3,5 Meter Deckenhöhe.

Pferd darf sich nicht verletzen

Die Box sollte so gestaltet sein, dass das Pferd sich darin nicht verletzen kann. Das heißt der untere Teil der Boxenwand ist massiv und stabil, das auch ein Huftritt sie nicht durchbrechen kann. Ist der obere Teil mit Gittern versehen, müssen die Abstände so gewählt sein, dass das Pferd nicht mit einem Huf zwischen den Stangen hängenbleiben kann. Die Stangen müssen so massiv sein, dass sie sich nicht verbiegen.

Die Boxentüren sollten mindestens 1,20 Meter breit sein und in der Höhe mindestens 1,4x die Widerristhöhe des Pferdes haben, damit das Pferd beim Durchgehen nicht hängenbleibt.

Wer genaueres zu den Empfehlungen wissen will, kann in den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten vom Bundeslandwirtschaftsministerium nachschlagen.

Es gibt also viele Vorschriften und Empfehlungen, die aber in vielen Ställen leider immernoch ein Wunschdenken sind. Insgesamt sollte der Stall hell und luftig sein. Jedes Pferd sollte mindestens ein Fenster haben, das sich auch öffnen lässt. Noch besser sind Paddockboxen, bei denen jedes Pferd selbstständig rein und raus laufen kann.

Vorteile der Boxenhaltung

Die schönste und größte Box hilft aber nichts, wenn das Pferd den ganzen Tag darin eingesperrt ist. Eine reine Boxenhaltung, bei der das Pferd 23- 24 Stunden am Tag in der Box verbringt ist nur in ganz wenigen Ausnahmefällen akzeptabel, zum Beispiel wenn das Pferd verletzt ist und sich während der Heilungsphase möglichst wenig bewegen soll.

Alle anderen Pferde sollten möglichst viel Zeit am Tag auf einer Weide oder einem Paddock verbringen. Das gilt übrigens auf für Hengste. Die Weide muss dann halt entsprechend gestaltet werden.

Wird die Boxenhaltung mit ausreichend Auslauf, wenn möglich in Gesellschaft anderer Pferde kombiniert, hat sie durchaus ihre Vorteile. So ist es in der Box möglich, die Fütterung eines Pferdes gezielt zu steuern. So lassen sich eine Diät oder  Futtermittelallergien deutlich einfacher berücksichtigen.

Gerade rangniedrige Pferde genießen es oft, ein paar Stunden in der Box zu verbringen. Hier können sie in Ruhe fressen ohne vertrieben zu werden und können auch entspannt schlafen. Auch ranghohe Pferde können übrigens in der Box oft besser entspannen und schlafen mehr.

Nachteile der Boxenhaltung

Die Boxenhaltung hat natürlich auch Nachteile. So haben die Pferde in einer Box zu wenig Bewegung – da hilft auch ein Paddockbox nichts. Ausserdem kommen die Sozialkontakte des Herdentieres Pferd zu kurz. Verbringt das Pferd nur ein paar Stunden pro Nacht in der Box ist das ok – wird daraus aber ein Großteil des Tages oder sogar der ganze Tag, ist das ein großer Stressfaktor, der Pferde auch krank machen kann.

Es gibt eine Doktorarbeit von Simone Niederhöfer an der Tierhochschule Hannover, die sich mit den Auswirkungen verschiedener Haltungsformen auf des Stresspegel bei Pferden beschäftigt. Wer genaueres wissen möchte findet die Studie hier.

Für Stallbetreiber ist die Boxenhaltung recht aufwänig. Die Boxen müssen einzeln gemistet werden und es muss jedes Pferd extra gefüttert werden. Für den Weidegang muss jedes Pferd extra zwischen Box und Koppel hin und her geführt werden.

Zusammenfassung

Eine sinnvolle Boxenhaltung in ausreichend großen und hellen Boxen, kombiniert mit genügend Auslauf mit Sozialkontakt ist durchaus pferdegerecht, aber sehr aufwendig.

Ist die Box zu klein und zu dunkel und das Pferd verbringt zu viel Zeit darin, wird die Box schnell zum Gefängnis und Stressfaktor für das Pferd. Eine Box, in der das Pferd ganze Tage am Stück verbringt ist nicht artgerecht und macht das Pferd krank.

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