Kein schönes Thema, aber ein wichtiges, da sich im Stall einfach zu viele brennbare Materialien befinden. Deshalb sollte man den Brandschutz ernst nehmen.
Brennt ein Stall, sind nicht nur materielle Werte in Gefahr, sondern auch die Pferde. Dabei ist nicht nur das Feuer selbst eine Gefahr, sondern auch der Rauch und die Panik der Pferde.
Daher ist es wichtig, Brände nicht nur zu verhindern, sondern sich auch einmal Gedanken über den Ernstfall zu machen.
Brände verhindern
Rauchen
Rauchen im Stall und in der Reithalle ist so eine Sache. Mir ist bewusst, dass viele Reiter Raucher sind. Dennoch sollte im Stall, in der Nähe von Heu und Einstreu Rauchverbot herrschen, genauso, wie in den Heu-, Stroh- und Futterlagern. Der hier immer zu findende Staub kann sich sehr schnell entzünden.
Auch die Reithalle kann je nach Bodenbelag leicht brennbar sein. Der Staub, der bei Hackschnitzeln im Bodenbelag entsteht, brennt ebenfalls hervorragend.
Zigarettenkippen sollten auch nicht auf dem Misthaufen entsorgt werden, da der anfangen kann zu schwelen und sich nur sehr schlecht löschen lässt.
Elektrik
Die Elektrik im Stall ist eine große Gefahrenquelle, vor allem bei alten Stallgebäuden, bei denen die Kabel auf dem Putz verlegt sind.
Kabel und Schalter sollten außerhalb der Reichweite der Pferde sein. Denn Pferde fressen alles an, wenn ihnen langweilig ist. Die Lampen sollten hoch genug hängen oder so gesichert sein, dass sie nicht zerbrechen können, auch wenn ein Pferd mal dagegen schlägt.
Nicht nur die alten Schalter sind eine Gefahrenquelle, sondern auch Verbiss durch Mäuse und Ratten. Die Nager knabbern die Isolierung von den Kabeln. So entstehen Funken, die schnell Staub und von den Nagern angeschlepptes Polstermaterial entzünden können.
Daher sollte man die Verkabelung regelmäßig überprüfen. Am besten macht das ein Fachmann. Auch die Sicherungen und Schutzschalter sollten auf dem neusten Stand sein.
Übrigens: Auch die Elektrozäune neigen dazu Funken zu schlagen, wenn die Litzen nicht richtig angebracht sind oder ein Pferd sich daran vergangen hat. Gerade bei sehr trockenem Wetter kann das zu einem Grasbrand führen, daher sollte man das immer gleich reparieren. Oft gibt das Knallen des Überschlags einen Hinweis darauf, dass irgendwo was nicht stimmt mit dem Zaun.
Heizlüfter
Da die meisten Ställe nicht beheizt sind, sind hier oft Heizlüfter zu finden. Die sind allerdings eine Gefahrenquelle für Feuer.
Achten Sie darauf, dass die Heizlüfter nicht unbeaufsichtigt laufen. Heu, Stroh und Decken haben in der Nähe der Heizungen nichts zu suchen. Achten Sie auch darauf, dass sich nicht zu viel Staub im Gehäuse sammelt.
Ein Rauchmelder im Raum mit dem Heizlüfter sorgt dafür, dass eventuelle Brände schnell entdeckt werden. Ein Feuerlöscher in der Nähe schadet auch nicht.
Blitzschlag
Da Stallgebäude und Scheunen meist einzeln stehen, sind sie blitzschlaggefährdet. Achten Sie darauf, dass entsprechende Blitzableiter montiert sind.
Selbstenzündung von Heu, Stroh und Mist
Wo Pferde sind, ist auch Heu und Stroh zu finden. Allerdings ist die Lagerung von Heu nicht ganz ohne, da es sehr gut brennbar ist und schnell Feuer fängt. Aber Heu ist nicht nur für fremde Zündquellen empfänglich, sondern kann sich auch selbst entzünden.
Wird das Heu zu feucht eingelagert, kann es auf Grund der Aktivität von Bakterien zu einer Erwärmung kommen. Trifft eine bestimmte Temperatur auf genügend Sauerstoff, können weitere Reaktionen in Gang kommen und das Ganze heizt sich immer weiter auf, bis sich das Heu selbst entzündet.
Um sich vor solchen Bränden zu schützen, sollte das Heu vor dem Einlagern immer gut durchgetrocknet werden. Haben Sie Befürchtungen, dass das Heu zu nass sein könnte, helfen spezielle Temperatursonden, die eine übermäßige Erwärmung anzeigen.
Zu ähnlichen Bränden kann es auch bei Stroh, Pellets und Futtergetreide kommen. Das ist aber zum Glück sehr selten.
Misthaufen werden immer warm. Normalerweise sind sie allerdings so gut belüftet, dass das Material wieder abkühlt. Es kann aber in seltenen Fällen auch zu einer Selbstentzündung kommen.
Häufiger sind jedoch fahrlässig auf dem Misthaufen entsorgte Zigaretten oder Asche schuld am Brand. Anders ist es bei den neuerdings modernen Containern zur Mistentsorgung. Hier kann sich durch die große Füllhöhe und die schlechte Belüftung schnell die Wärme stauen. Ich habe schon mehrere solcher Container rauchen sehen. Daher sollte man hier ein gutes Auge auf die Container haben.
Brennbare Materialien reduzieren
Um die Brandgefahr durch die vielen Gefahrenquellen zu reduzieren, sollten Sie die brennbaren Materialien im Stall möglichst reduzieren. Das heißt es sollte nach dem Misten und Füttern das lose Heu und Stroh zusammengekehrt werden, damit sich keine Verwehungen bilden.
Der Staub sollte regelmäßig entfernt werden, vor allem in der Reithalle und im Stall. Besonders wichtig sind dabei Lampen, Heizlüfter und andere elektrische Geräte. So haben eventuell auftretende Funken keine Nahrung.
Brandschutz im Stall: Maßnahmen
Wie in einem Privathaus, ist es auch im Stall wichtig, Brände rechtzeitig zu erkennen. Dabei können Rauchmelder helfen. Die bringen aber nur etwas, wenn sie auch jemand hört. Es gibt auch Modelle, die zum Beispiel eine Meldung auf das Handy schicken, falls nachts keiner im Stall ist.
Eine ausreichende Zahl von Feuerlöschern, kann dabei helfen, Brände zu löschen, bevor sie größeren Schaden anrichten. Die Feuerlöscher sollten gut zugänglich aufgehängt sein.
Im Notfall
Sollte es doch einmal zu einem Brand kommen, ist es wichtig, dass die Rettungsmaßnahmen und Löscharbeiten koordiniert und sinnvoll ablaufen. Deshalb macht es Sinn, das Ganze im Vorfeld schon mal durchzudenken und zu üben.
Wohin mit den Pferden?
Nach dem Verständigen der Feuerwehr, sind die Pferde das Wichtigste. Brennt das Stallgebäude, ist es wichtig, die Tiere schnell in Sicherheit zu bringen. Das klingt einfacher als es ist.
Es reicht nicht, die Pferde aus dem Stall heraus zu holen. Sie müssen auch irgendwo untergebracht werden, wo sie sicher sind und bei den Rettungsmaßnahmen nicht im Weg sind. Ideal ist eine Koppel oder ein Paddock in der Nähe des Stalls, aber nicht direkt dran. Vertragen sich bestimmte Pferde partout nicht, sollten mehrere Koppeln und die richtige Aufteilung der Pferde im Vorhinein bestimmt werden.
Liegen die üblichen Koppeln nah genug am Stall, können die Pferde einfach dorthin gebracht werden. Auf ihren vertrauten Koppeln mit der eigenen Herde fühlen sie sich dann relativ sicher.
Am schnellsten geht es, wenn eine Treibgasse abgehägt werden kann, über die die Pferde auf die Koppel getrieben werden. So muss man nicht jedes Pferd einzeln führen. Es ist allerdings wichtig, dass die Pferde auch tatsächlich auf die Koppel laufen und nicht umdrehen. Panische Pferde sind schwer berechenbar und können sich mit kopflosen Aktionen auch leicht selber verletzen.
Da Pferde oft panisch sind, wenn es brennt, gehen sie nicht unbedingt freiwillig aus ihrer vertrauten Box. Daher sollten ausreichend Halfter und Stricke greifbar sein. Idealerweise trägt jedes Pferd ein Halfter, bevor es aus dem Stall gebracht wird. Das macht auch das Einfangen später einfacher. Wollen einzelne Pferde partout nicht aus der Box, hilft oft ein Sack oder eine Jacke über den Augen.
Ein Plan, auf dem alle Boxen verzeichnet sind, in denen Pferde stehen, hilft die Evakuierung zu koordinieren. Dieser Plan sollte immer aktuell gehalten werden. Die einzelnen Stallteile sollten eindeutige Namen bekommen. Diese Pläne sollten in mehreren Kopien an gut zugänglichen Orten bereitliegen.
Stallinterne Evakuierung üben
Damit die Evakuierung der Pferde im Notfall reibungslos klappt, sollte man sie einmal üben. Wie lange dauert es, bis alle Pferde draußen sind? Wo sind Engstellen? Was lässt sich verbessern?
Eine solche Übung mit dem Stallpersonal lässt sich zum Beispiel mit dem morgendlichen auf die Koppel bringen verbinden. Für eine große Übung mit allen Einstellern eignen sich Veranstaltungen, bei denen ohnehin die meisten da sind, zum Beispiel das Sommerfest.
Wege freihalten und Türen gängig halten
Die Rettungsmaßnahmen gehen übrigens viel schneller, wenn die Zugänge frei sind und die Türen sich problemlos öffnen lassen. Rumliegendes Werkzeug, klemmende Türen und im Weg stehende Fahrzeuge kosten im Notfall wertvolle Zeit.
Wichtig ist es auch, die Zufahrt für die Feuerwehr freizuhalten. Viele unterschätzen die Breite von Feuerwehrautos. Die brauchen mindestens 3m breite und 3,5 m hohe Wege um problemlos durchzukommen.
Denken Sie daran, dass die Feuerwehr auch an entlegenere Stallteile, zum Beispiel die Rückseite herankommen sollte. Nur so können die Löschmaßnahmen wirklich reibungslos ablaufen.
Wo sind Wasseranschlüsse und Feuerlöscher?
Um einmal entstandene Brände schnell löschen zu können, ist es wichtig, dass alle wissen, wo sich Feuerlöscher und Wasseranschlüsse befinden. Zusätzlich sollten die Wasseranschlüsse für die Feuerwehr im Notfallplan verzeichnet sein, falls welche vorhanden sind.
Alarmierungsketten einrichten
Kommt es zu einem Feuer, braucht man viele Helfer, vor allem um die Pferde zu versorgen. Daher ist es sinnvoll, Alarmierungsketten einzurichten. Wer sagt wem Bescheid? Wer wohnt am nächsten und kann schnell helfen? Wer ruft im Notfall den Tierarzt?
Der Stallbetreiber hat im Notfall meist alle Hände voll zu tun und kann sich nicht mit langen Telefongesprächen aufhalten. Es ist sinnvoll, einen Koordinator festzulegen, der den anderen Pferdebesitzern Bescheid gibt und deren Fragen beantwortet. Idealerweise ist das jemand, der schnell im Stall ist und sich vor Ort einen Überblick verschaffen kann.
Üben mit der Feuerwehr
Viele Feuerwehrleute haben keine oder nur wenig Erfahrung mit Pferden. Daher ist für sie ein Stallbrand auch eine Herausforderung. Gerade kleinere Orte haben meistens eine freiwillige Feuerwehr, die im Notfall als erstes vor Ort ist.
Viele Freiwillige Feuerwehren freuen sich über eine Gelegenheit, besondere Einsätze zu üben und auch Ihr Wissen zum Beispiel über den richtigen Umgang mit einem Feuerlöscher weiter zu geben. Warum also nicht mal einen gemeinsamen Übungstag veranstalten und den Notfall einmal proben.
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