Flohsamen ist ein nützliches Zusatzfuttermittel Es kann helfen gegen Sand im Darm und Kotwasser. Hier erfahren Sie, was Flohsamen sind, wie sie wirken und welche Nebenwirkungen es gibt.
Was sind Flohsamen?
Flohsamen sind die Samen einer bis zu 10 cm hohen Pflanze aus der Gruppe der Wegeriche. Der botanische Namen lautet Plantago ovata. Das Kraut hat haarige Blätter, die von einer Grundrosette aus wachsen. Es entwickelt nach der Blüte mit mehreren weiß-gelblichen Blüten an einem Stand bis zu 2,5 mm große Samenkapseln.
Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Südeuropa über Nordafrika bis auf den Indischen Subkontinent und umfasst auch die Kanarischen Inseln. Außerdem kommt der Flohsamen auch in den warmen, trockenen Gebieten der USA und Mexikos vor. Zusätzlich wurde der Flohsamen vom Menschen in Süd- und Ostasien und Australien angesiedelt. Angebaut wird der Flohsamen hauptsächlich in Indien und Pakistan, wo er auch schon lange als Heilmittel in der Naturheilkunde Ayuveda bekannt ist.
Seinen Namen verdankt die Pflanze dem Verhalten ihrer Samen. Sind die reif, springen sie im hohen Bogen aus den Schoten. Die kleinen braunen Samen können dabei leicht mit einem Floh verwechselt werden.
Warum Flohsamen füttern?
Die Hauptwirkung der Flohsamen besteht darin, dass sie schleimig werden, sobald sie mit Wasser in Kontakt kommen und Flüssigkeiten in eine gummiartige Masse verwandeln können.
Daraus ergeben sich verschiedene Anwendungsbereiche:
- Aufgequollen können sie bei Verstopfungskoliken Flüssigkeit und Schmierstoffe in den Darm bringen und durch das erhöhte Volumen die Verdauung anregen.
- Bei Durchfall und Kotwasser können sie trocken gefüttert die Flüssigkeit aufsaugen und so die Stuhlkonsistenz positiv beeinflussen.
- Durch das Schleimen binden die Flohsamen zusätzlich im Darm abgelagerte Stoffe an sich und sorgen so für deren Abtransport. Das ist auch der Zweck für den sie meistens eingesetzt werden. Viele Pferdebesitzer versuchen mit Hilfe der Flohsamen den Sand aus dem Pferdedarm zu bekommen, der sich dort abgelagert hat.
Ganze Samen oder Schalen?
Es gibt zwei Varianten in denen Flohsamen angeboten werden. Entweder die kompletten Samen oder nur die Schalen.
Da die meisten Schleimstoffe und Ballaststoffe in den Schalen sitzen, ist die wasserbindende Wirkung bei den reinen Schalen höher. Sie binden etwa das 70fache ihres Gewichtes an Wasser.
Die ganzen Samen binden nur etwa das 40fache ihres Gewichtes an Wasser, dafür enthalten sie aber zusätzlich wertvolle Fette und Proteine. Allerdings haben sie daher auch einen recht hohen Energiegehalt, der bei der Fütterung beachtet werden sollte.
Die meisten Pferde fressen die ganzen Samen ganz gerne. Auch die reinen Flohsamenschalen werden relativ gut gefressen, jedoch mäkeln wählerische Pferde hier schneller als bei den ganzen Samen.
Die hier angegebenen Mengen beziehen sich auf die ganzen Flohsamen. Wer Flohsamenschalen verfüttert, braucht jeweils nur etwa die Hälfte des angegebenen Gewichts.
Wie und wieviel füttern?
In welcher Form man die Flohsamen verfüttert, hängt stark davon ab, was man erreichen möchte.
Flohsamen bei Verstopfungskolik
Neigt das Pferd zu Verstopfungskoliken kann man mit Flohsamen Futterbrei besser in Bewegung bringen. Die Schleimstoffe “Schmieren” auf dem Weg durch den Darm und das erhöhte Volumen regt die Darmtätigkeit an. Dazu muss der Flohsamen aber schon aufgequollen sein. Am Besten eignet sich dazu ein Mash mit Flohsamen drin. Auf 200-500g Mash 30-50g Flohsamen geben und das Ganze mit etwa 1,5 l heißem Wasser anrühren und dann stehen lassen bis es wieder eine angenehme Temperatur hat zum Fressen.
Bei einer akuten Kolik oder direkt danach die Fütterung bitte unbedingt mit dem behandelnden Tierarzt absprechen. Vorbeugend füttern kann man das „Rutschmash“ zum Beispiel wenn ein Pferd auf Stroh umgestellt wird oder verletzungsbedingt wenig Bewegung hat.
Flohsamen bei Kotwasser
Zur Behandlung von Kotwasser hat sich eine tägliche Fütterung bewährt. Dabei werden ein bis zwei Esslöffel von den Samen pro Mahlzeit ins Futter gemischt, je nach Stärke der Beschwerden. Allerdings beheben die Flohsamen nicht die Ursachen des Kotwassers, sondern mildern nur die Symptome. Kennt man die Ursachen für das Kotwasser, zum Beispiel eine Futterumstellung oder Stress bei einer Hängerfahrt, kann man mit Flohsamen prima entgegenwirken. Besteht das Problem über einen längeren Zeitraum oder sehr heftig, sollte man dringend mit Hilfe des Tierarztes auf Ursachensuche gehen – denn es stimmt etwas nicht im Darm.
Flohsamen bei Durchfall
Bei Durchfall sind Flohsamen auch nur eine vorübergehende Hilfe. Etwa 100g ganze Samen für ein Großpferd trocken verfüttert, können den Durchfall mindern. Aber auch hier gilt: Das Mittel nur bei bekannten Situationen oder kurzzeitigen Problemen einsetzen, etwa stressigen Turnieren oder den ersten Tagen auf der Graskoppel. Hat ein Pferd plötzlichen heftigen Durchfall, der nicht innerhalb von zwei Tagen aufhört oder kommen noch andere Krankheitssymptome dazu, wie Abgeschlagenheit, Anzeichen für Schmerzen oder Fieber muss ein Tierarzt her.
Flohsamen gegen Sand im Darm
Am häufigsten hört man von Flohsamen, wenn es darum geht Sand aus dem Pferdedarm zu entfernen. Jedes Pferd, das freie Zeit auf Sand oder Erdboden verbringt, hat Sand im Darm, weil er einfach mit gefressen wird. Das ist auch an sich problemlos, solange es nicht zu viel wird. Sammelt sich der Sand in den Taschen des Dickdarms, wird die Darmtätigkeit eingeschränkt und es kann zu Sandkoliken kommen.
Bei hoch akuten Fällen gibt es eine Flohsamen-Radikalkur. Dabei werden 20-30g ganze Flohsamen je 100kg Körpergewicht des Pferdes gefüttert, meistens in Verbindung mit Paraffinöl. Diese Mischung räumt den Darm durch und führt dazu, dass der abgelagerte Sand ausgeschieden wird. Diese Mischung wird je nach Schwere des Falls über mehrere Tage bis zu 30 Tage am Stück verfüttert.
Hat man lediglich den Verdacht, dass das Pferd Sand im Darm hat oder will Rückfällen vorbeugen, sollte man eine Flohsamenkur machen. Dabei gibt es zwei Varianten: Entweder man gibt die Flohsamen zwei mal pro Jahr 30 Tage am Stück, am Besten etwa November und April, also nach dem Herbst und nach dem Winter, wenn die Gefahr des Sandfressens am größten ist.
Die Alternative ist es jeden Monat an fünf aufeinander folgenden Tagen die Flohsamen zu verfüttern. Damit wird der Darm häufiger jedoch nicht ganz so effektiv ausgeräumt.
Welche Methode man bevorzugt ist eine Frage der Organisation und der eigenen Situation. Hat man zum Beispiel ein Pferd das regelmäßig gezielt Sand frisst, würde ich die Monatliche Reinigung bevorzugen. Wird der Sand nur versehentlich nebenbei aufgenommen reichen die zwei Kuren im Jahr aus.
Für die Kur werden täglich 15-20 g Flohsamen pro 100kg Körpergewicht verfüttert. Sie werden entweder übers Futter gestreut oder noch besser ins Mash gerührt. In das Mash sollten die Flohsamen bei dieser Variante allerdings erst kurz vor dem Füttern gerührt werden, damit sie erst im Pferd quellen. Beim Aufquellen sollen sie den Sand an sich binden und mt ihrem Schleim den Abtransport erleichtern.
Gefahren bei der Fütterung
Wer Flohsamen verfüttert, muss dafür sorgen, dass dem Pferd genügend Wasser zur Verfügung steht. Wer sich nicht sicher ist, ob das Pferd genügt trinkt, sollte die Flohsamen als Mash verfüttern, dann enthält das Futter schon eine gewisse Menge an Wasser. Denn entziehen die Flohsamen dem Futterbrei zu viel Wasser, kann es zu Verstopfungskoliken kommen.
Gerade bei empfindlichen Pferden, darf man nicht vergessen, dass Flohsamen recht energiereich sind und viele Öle enthalten. Verfüttert man größere Mengen Flohsamen, sollte man also das Kraftfutter entsprechend reduzieren oder auf die Flohsamenschalen zurückgreifen.
Gerade die Flohsamenschalen ziehen so stark Wasser, dass sie sich an den Schleimhäuten regelrecht festsaugen können. Passiert das in der Speiseröhre des Pferdes kann es zu einer Schlundverstopfung kommen. Daher sollten die Flohsamenschalen vor dem Füttern immer quellen oder zumindest angefeuchtet werden.
Hat das Pferd einen Darmverschluß kann das zusätzliche Volumen der Flohsamen den Darm zum Platzen bringen. Daher sollte man bei einer Kolik immer den Tierarzt rufen und nicht auf Verdacht Flohsamen füttern.
Mein Kommentar
Sandkoliken sind nicht zu unterschätzen. Da meine Pferde einen Großteil des Tages auf einem Paddock verbringen, der recht sandig ist, gehe ich davon aus, dass einiger Sand im Darm landet. Da beide recht empfindlich sind mit der Verdauung gibt es bei mir zweimal pro Jahr eine vierwöchige Flohsamenkur. Die Flohsamen kommen dann in ein getreidefreies Mash und das Ganze gibt es nach dem Reiten als Belohnung. Diese Mischung mögen beide recht gerne.
Winnie hat auch immer mal wieder Kotwasser. Stress schlägt ihm einfach auf den Magen. Dann bekommt er ein paar Tage entweder Flohsamen pur ins Futter oder, wenn es starkes Kotwasser ist, ein Zusatzfutter das neben Flohsamenschalen noch probiotische Bakterien und ein paar extra Mineralien enthält. Damit ist das Kotwasser meistens nach spätestens zwei Wochen wieder ganz weg.
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