Die Umstellung von Trense auf Kandare ist nicht nur für den Reiter ein großer Schritt, sondern auch für das Pferd.
Da die Kandare ein Stangengebiss ist, wirkt sie ganz anders als eine gebrochene Trense. Bei einseitigem Zügelzug drückt das Gebiss auf der Seite des Zügels auf den Unterkiefer und auf der Gegenseite gegen den Oberkiefer. Das verwirrt viele Pferde und sollte daher vermieden werden.
Durch die Anzüge der Kandare wird der Zug des Zügels nicht nur auf das Gebissstück im Maul übertragen, sondern über die Backenstücke auch auf das Genick. Die Kinnkette verstärkt den Zug auf das Gebissstück und drückt gleichzeitig von unten gegen den Unterkiefer.
Da bei der Kandare beide Zügel möglichst gleichmäßig anstehen sollen, muss ein auf Kandare gerittenes Pferd sich mit Gewicht und Schenkeln abwenden lassen. Es sollte außerdem ausbalanciert sein und die Hand nicht mehr als Stütze benötigen.
Zusätzlich sollte das Pferd zuverlässig mit einer leichten Anlehnung am Zügel gehen und bereits Ansätze von Versammlung zeigen.
Sind Pferd und Reiter gut vorbereitet, ist die Kandare ein feines Instrument, mit dem man dem Pferd den Weg in die Versammlung zeigen kann. Durch den Druck auf Unterkiefer und Genick lässt sich das Pferd einfacher aufrichten und zurücknehmen. Es fällt dem Pferd so leichter zu verstehen, dass es sein Gewicht nach hinten verlagern soll.
Falsch eingesetzt, bei einer unruhigen Reiterhand oder zu heftigen Zügelhilfen wird die Kandare allerdings schnell zum Marterinstrument. Wer mit diesem Gebiss reitet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er seinem Pferd damit Schaden zufügen kann.
Wer an den Kandarenzügeln herumreißt, kann seinem Pferd die Zunge quetschen, die Haut aufschneiden oder im schlimmsten Fall sogar den Unterkiefer brechen.
Die Kandare ist also ein sehr feines Instrument, das nur in die Hand von Könnern gehört. Die ersten Versuche mit Kandare zu reiten, sollten daher auf jeden Fall unter Anleitung eines erfahrenen Lehrers geschehen, um Fehler zu vermeiden.
Die Kandare richtig halten
Der Umstieg von Trense auf Kandare fällt den meisten Reitern schwer, weil Sie plötzlich vier Zügel halten und koordinieren müssen. Es gibt mehrere Möglichkeiten die Zügel zu halten und verschiedene Arten, wie die Kandare dabei wirkt.
Achten Sie darauf, dass die Zügel richtig an der Kandare montiert sind. Die Kandaren-Zügel sind schmaler und am Ende zusammengenäht. Außerdem hat dieses Zügelpaar meist einen Schieber mit dem sich der Zügel verkürzen lässt.
Der Trensenzügel ist etwas breiter und hat am Ende eine Schnalle. Achten Sie darauf, das die Zügelpaare nicht überkreuz verschnallt sind und auch nicht verdreht. Das führt nämlich unweigerlich zu einem Knoten.
Wer kleine Hände hat sollte auf schmale und nicht zu dicke Zügel achten, da er sonst Platzprobleme in der Hand hat.
Rutscht Ihnen oft der Zügel durch die Hand, können Sie auch einen Trensenzügel mit Stegen einschnallen. So tun Sie sich leichter eine konstante Anlehnung zu behalten.
Die häufigste Haltung- gekreuzte Zügel
Die meisten Reiter halten die Kandare mit gekreuzten Zügeln. Das heißt die Trensenzügel werden ganz normal zwischen Ringfinger und kleinem Finger gehalten. Die Kandaren-Zügel kreuzen innerhalb des Trensenzügels von unten nach oben und werden zwischen Ringfinger und Mittelfinger gehalten.
Da die Faust bei einer Parade meist nach unten gedreht wird, kommt bei dieser Haltung mehr Druck auf die Trense als auf die Kandare. Damit ist diese Haltung relativ mild für das Pferd.
Reagiert das Pferd sehr stark auf die Kandare, können Sie diese Haltung auch noch variieren:
Führen Sie die Kandarenzügel zwischen Mittelfinger und Zeigefinger hindurch. So kommt bei einer Parade kaum Druck auf das Kandarengebiss.
Parallele Zügel
Diese Haltung ist am einfachsten, um die Zügel aufzunehmen.
Auch hier wird der Trensenzügel wie gewohnt zwischen Ringfinger und kleinem Finger hindurch geführt. Der Kandarenzügel läuft unterhalb des kleinen Fingers in die Faust.
So überkreuzen die Zügel sich nicht. Allerdings wirkt die Kandare bei einer Parade so schärfer.
Eine Variante dieser Zügelhaltung sieht so aus: Der Trensenzügel läuft von oben nach unten durch die Faust, der Kandarenzügel von unten nach oben. So wirkt die Kandare bei einer Parade sehr scharf, die Paraden lassen sich jedoch für Trense und Kandare auf einer Seite getrennt geben.
Die altmodische Haltung – 3:1
Die 3:1 Haltung der Kandare ist in der modernen Reitlehre kaum noch zu sehen, wer klassisch reitet begegnet ihr jedoch häufig noch.
Bei dieser Haltung werden die Trensenzügel wie gewohnt zwischen Ringfinger und kleinem Finger der jeweiligen Hand hindurch. Die Kandarenzügel werden jedoch innerhalb des Trensenzügels nach oben gekreuzt und laufen beide in eine Hand, meist die Rechte.
Der gleichseitige Kandarenzügel läuft dabei zwischen Ring- und Mittelfinger hindurch, der von der anderen Seite zwischen Mittel- und Zeigefinger.
Die eine Hand hält also drei Zügel, die Andere nur einen. Daher der Name 3:1.
Diese Haltung soll dazu führen, dass der Kandarenzügel nur zum Versammeln und Aufrichten des Pferdes, nicht aber zum Lenken eingesetzt wird.
Für den ungeübten Reiter hat sie jedoch den Nachteil, dass die Zügel noch schneller durcheinander geraten und die Koordination der Hilfen dadurch erschwert wird.
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