Als Tempi bezeichnet man die unterschiedlichen Geschwindigkeiten, in denen eine Gangart geritten werden kann. Die Tempo-Unterschiede entstehen dabei nicht, indem ein Pferd in der selben Zeit mehr oder weniger Schritte macht, sondern durch die Größe der Schritte.
Bei Dressuraufgaben und Quadrillen wird immer das Tempo mit angegeben, in dem eine Gangart geritten werden soll, etwa “Im Arbeitstempo Trab Marsch”.
Folgende Tempi gibt es – aufsteigend von langsam nach schnell:
Versammelt
Alle drei Grundgangarten können versammelt geritten werden. Dabei entwickelt das Pferd viel Tragkraft in der Hinterhand und die Bewegungsenergie wird mehr nach oben als nach vorne umgesetzt.
Im Schritt und Trab tritt das Pferd im versammelten Tempo mit den Hinterhufen in die Spur der Vorderhufe oder kurz davor. Im Trab ist keine Schwebephase gewünscht. Die Kruppe ist deutlich gesenkt und der Hals ist aufgerichtet. Es kann zu einem leichten verzögern der Bewegung der Beine in der Luft kommen.
Das versammelte Tempo ist eine Voraussetzung für viele Dressurlektionen, etwa Seitengänge, Piaffe, Passage und Pirouette.
Arbeitstempo
Das Arbeitstempo wird nur im Trab und im Galopp geritten. Es ist das Tempo, in dem das Pferd am einfachsten seinen Takt finden kann und wird daher vorallem bei jungen Pferden und im Gelände überwiegend geritten.
Das Pferd bewegt sich dabei in seinem natürlichen Rhythmus und sollte mit den Hinterhufen 1-2 handbreit über die Spur der Vorderhufe hinaus treten. Das Pferd befindet sich in einer geschlossenen leichten Anlehnung. Schub- und Tragkraft der Hinterhand halten sich hier die Waage. Daher wird beides trainiert und auch der Rücken gefordert.
Da das Arbeitstempo für das Pferd am natürlichsten ist, eignet es sich am besten für die Lösungsphase. Auch junge Pferde werden erst einmal in einem soliden Arbeitstempo gearbeitet, bis sie die nötige Kraft und das Gleichgewicht entwickeln, für die anderen Tempi.
Mittelschritt, Mitteltrab oder Mittelgalopp
Im mittleren Tempo ist die erste Verstärkung gefordert. Das heißt die Schubkraft der Hinterhand überwiegt die Tragkraft. Das Pferd soll sich im Rahmen erweitern, also Hals und Rücken vermehrt strecken und einen deutlichen Impuls nach vorne zeigen.
Im Trab ist eine gut sichtbare Schwebephase erwünscht. Das Pferd macht verlängerte Schritte und tritt dabei mit der Hinterhand 3-4 Schritte über die Spuren der Vorhand hinaus. Die gesamte Haltung ist gedehnt .
Der Mitteltrab und Mittelgalopp ist für das Pferd anstrengend. Es muss in der Lage sein, die Schubkraft aus der Hinterhand über den Rücken zu übertragen, ohne dabei aus dem Takt zu kommen. Die Vorhand braucht die nötige Kraft, um das Vorderbein aus der Schulter heraus weit nach vorne zu bringen. Das ist am Anfang recht schwierig für das Pferd und meist nur ein paar Schritte lang möglich.
Da auch der Gleichgewichtssinn des Pferdes stark gefordert wird, werden Mitteltrab und Mittelgalopp zu Beginn der Ausbildung immer auf der Geraden geritten. Ist das Pferd gut ausbalanciert, kann man die Tempiwechsel auch mal auf einer große gebogenen Linie, wie dem Zirkel reiten.
Sonderfall Mittelschritt
Der Mittelschritt ist ein Sonderfall, weil er das Standarttempo im Schritt ist. Schritt wird nicht im Arbeitstempo geritten, da in dieser Gangart immer der deutliche Impuls nach vorne und die Rahmenerweiterung gewünscht ist. In Dressuraufgaben wird daher immer der Mittelschritt gefordert, auch schon in der E-Dressur.
Starker Schritt, Trab oder Galopp
Das starke Tempo ist die Krone der Verstärkungen. Hier wird die Schubkraft aus der Hinterhand maximal genutzt. Das Pferd soll sich “fliegen” lassen.
Das heißt, dass außer im Schritt, die Betonung auf der Schwebephase liegt. Der Raumgriff wird so weit wie möglich gesteigert. Das Pferd tritt in der Folge mit den Hinterhufen sehr weit über die Spur der Vorderhufe. Die gesamte Haltung des Pferdes ist gestreckt.
Die Hinterhand muss die maximale Schubkraft ausbringen und die Vorderbeine werden zu weiten Schritten weit nach vorne oben gebracht. Die Vorderbeine werden dabei meist schon in der Luft vor dem Höhepunkt der Bewegung gestreckt, was zum imposanten Bild des Pferdes im starken Trab oder Galopp beiträgt.
Um die starken Tempi umsetzten zu können muss das Pferd eine enorme Kraft aus der Hinterhand entwickelt. Jeder Schritt ist ein Sprung, bei dem der gesamte Körper nach vorne katapultiert wird. Um diese Kraft aus der Hinterhand richtig umsetzten zu können, muss das Pferd die Wirbelsäule in der Längsachse steif machen – daher wird das starke Tempo auch nur auf möglichst langen Geraden geritten, etwa der Diagonale durch das Viereck.
Um einen guten starken Trab oder starken Galopp zu entwickeln ist viel Training und Zeit nötig. Wichtig ist dabei, dass die Bewegegung des Rückens nach oben und unten nicht verloren geht und das keine Taktfehler entstehen.
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