Kehlkopfpfeifen

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Als Kehlkopfpfeifen bezeichnet man es, wenn ein Pferd unter Belastung beim Einatmen einen pfeifenden Ton von sich gibt. Dieses Pfeifgeräusch ergibt sich, weil der Kehlkopf des Pferdes halbseitig gelähmt ist und das Stimmband im Luftstrom flattert.

Der Reiter spricht dann auch davon, dass das Pferd einen Ton hat.

Kehlkopfpfeifen zählte früher zu den Gewährsmängeln und schränkte die Nutzbarkeit eines Pferdes stark ein. Mittlerweile lässt sich das Problem häufig mithilfe einer Operation beheben.

Symptome

  • pfeifendes Einatemgeräusch
  • verstärkt sich bei zunehmender Belastung, kann auch erst bei stärkerer Belastung auftreten
  • verstärkt sich durch Ausbinden oder an den Zügel Reiten des Pferdes
  • oft leises oder heiser klingendes Wiehern
  • bei stärkeren Fällen: Bewegungsunlust des Pferdes, Kurzatmigkeit und Leistungsabfälle

Solange der Ton erst im Galopp oder bei vermehrter Belastung auftritt ist das Kehlkopfpfeifen für Freizeitpferde meist kein Problem.

Verstärken sich die Symptome, kann der gelähmte Teil des Kehlkopfes den Luftstrom in die Lunge massiv beieinträchtigen, so dass das Pferd unter massiver Atemnot leidet. Dann wird das Pferd kurzatmig, ist nicht mehr belastbar und kann schon in Ruhe Anfälle von japsender Atemnot bekommen.

In Extremfällen kann das bis zu Erstickungsanfällen führen, bei denen die gesamte Luftröhre verlegt wird.

Von Tierärzten wird das Kehlkopfpfeifen in fünf Grade unterteilt, wobei erst die Gerade drei bis fünf eine Auswirkung auf das Pferd haben. Dabei ist eine dauerhafte Veränderung am Stimmband zu sehen (Grad 3 und 4) oder es liegt sogar eine komplette Lähmung vor (Grad 5 ).

Diagnose

Besteht der Verdacht auf Kehlkopfpfeifen, hört der Tierarzt das Pferd zunächst in Ruhe und dann während und nach der Belastung ab. Hier kann er das typische Stenosegeräusch bei der Einatmung identifizieren. Bei ausgeprägten Fällen, lässt sich die fehlende Muskulatur an eine Kehlkopfseite tasten.

Gesichert wird die Diagnose durch eine endoskopische Untersuchung des Kehlkopfs durch den Tierarzt.

Was läuft schief?

Normalerweise drehen die Muskeln im Kehlkopf die Stellknorpel beim Einatmen so, dass die Stimmbänder gespannt und nach oben außen gezogen werden. Dadurch wird die Bahn frei für den Luftstrom zur Lunge.

Beim Kehlkopfpfeifen ist die Muskulatur, die den Stellknorpel dreht gelähmt. Das Stimmband bleibt also immer schlaff und fällt nach unten zur Mitte hin. Damit ist ein Teil des Luftwegs blockiert und es kommt weniger Luft in die Lunge.

Das Geräusch entsteht, weil das schlaffe Band und die dahinter liegende Stimmfalte im Strom der eingeatmeten Luft flattert. Beim Ausatmen entsteht kein Geräusch, da hier der Luftstrom die Stimmbänder und – falten nach oben außen drückt. Die Öffnung der Stimmritze erfolgt also auch ohne Mithilfe der Muskulatur.

Die Öffnung des Kehlkopfes bei Kehlkopfpfeifen
Die Öffnung des Kehlkopfes bei Kehlkopfpfeifen

Ursache

Die Ursache für die Lähmung ist meist eine Schädigung des Nervus recurrens, der die meisten Muskeln des Kehlkopfes innerviert.

Bei den meisten Pferden ist das Kehlkopfpfeifen angeboren. Hierbei überwiegen deutlich die Pferde, bei denen die linke Kehlkopfseite gelähmt ist. Das liegt an einer anatomischen Besonderheit: Der linke N.recurrens ist kürzer als der rechte. Man nimmt an, dass der Nerv im Mutterleib überdehnt und dabei geschädigt wird.

Diagnostiziert wird das Kehlkopfpfeifen meist erst mit drei bis sechs Jahren, wenn das Pferd vermehrt reiterlich gefordert wird.

Kehlkopfpfeifen kann auch durch Infektionen, wie zum Beispiel eine chronische Druse oder eine Pilzinfektion der Luftsäcke entstehen. Auch Verletzungen und Tumore können den Nerv schädigen. Diese Erkrankungen sind dann weder Alterabhängig noch ist eine Seite bevorzugt betroffen.

Immerwieder kommt es auch vor, dass der Kehlkopf eines Pferdes durch eine falsche Reitweise geschädigt wird. Starkes zusammenziehen des Pferdes, so das der Kopf deutlich hinter der Senkrechten ist, kann vor allem in Kombination mit einem engen Kehlriemen dazuführen, dass der Kehlkopf gequetscht und auf Dauer geschädigt wird.

Behandlung

Früher wurde wertvollen Pferden ein Tracheotubus eingesetzt. Eine Kanüle in die Luftröhre, die die Luft am Kehlkopf vorbei in die Lunge leitet. Da damit ein direkter Zugang von Außen in die Luftröhre geschaffen wird, ist damit ein hohes Infektionsrisiko verbunden. Zudem sind die täglichen Wechsel der Kanüle sehr aufwendig und kostenintensiv.

Die modernen Operationsmethoden ermöglichen es, dem Problem direkt zu Leibe zu rücken. Je nach schwere des Falls und genauer Ursache können Tierärzte zwischen verschiedenen Opertationsmethoden wählen.

Es können zum Beispiel benachbarte Nerven in den gelähmten Muskel transplantiert werden, so dass die Muskelfunktion wieder hergestellt wird.

Eine Alternative ist die Entfernung der Stimmtasche oder deren Vernarbung durch Laser. Damit sollen die Stimmbänder gestrafft werden und das Problem vermindert.

Es kann auch eine Plastik für das Stimmband eingesetzt werden, die die Spannung wiederherstellt und so den Luftstrom verbessert.

In schlimmeren Fällen, kann auch ein Teil des Stellknorpels entfernt werden oder das Stimmband am Gaumen festgenäht werden.

Beides stellt eine dauerhaft verbesserten Luftstrom sicher, birgt jedoch das Risiko, dass sich das Pferd leichter verschluckt und daher ein erhöhtes Risiko für Lungeninfekte hat.

Egal nach welcher Methode operiert wird, es ist eine Vollnarkose nötig. Anschließend muss man mit 8 – 12 Wochen Erholungsphase rechnen, bis der Kehlkopf komplett abgeheilt ist.

Welche Operationsmethode für das jeweilige Pferd in Frage kommt, wie hoch der Aufwand ist und wie die Heilungschancen stehen, muss ein erfahrener Tierarzt nach einer gründlichen Untersuchung beurteilen. Eine ausführliche wissenschaftliche Arbeit zum Thema Kehlkopfpfeifen mit allen gängigen Operationsmethoden und bekannten Ursachen finden Sie hier

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