Spitze Kanten an den Pferdezähnen: Wo und warum Haken entstehen

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Pferde nutzen beim kauen Ihre Zähne ab. Das ist ein natürlicher Vorgang. Das Problem an der Sache ist, dass die Backenzähne meist nicht ganz gleichmäßig abgenutzt werden. Dadurch entstehen spitze Kanten an den Zähnen, die so genannten Haken.

Warum entstehen Haken?

Schließt das Pferd sein Maul entspannt, hat nur etwa ein Drittel der Kauflächen von oberen und unteren Backenzähnen Kontakt. Die Kauflächen stehen schräg von oben innen nach unten aussen. So haben sie bei der kreisförmigen Kaubewegung des Pferdes möglichst lange Kontakt miteinander.

Fällt nun die Kaubewegung zu klein aus oder frisst das Pferd nicht genügend Raufutter, werden die Kauflächen nicht komplett abgenutzt. Dadurch entstehen zunächst Wellen in der Kaufläche. Die machen die vollständige Kaubewegung noch anstrengender. So werden die Kanten immer weniger benutzt und demzufolge auch nicht abgenutzt.

Die stehenleibenden Kanten werden allerdings bei jeder Kaubewegung von der Seite her abgeschliffen. So entstehen sehr scharfkantige dreieckige Absätze auf den Zähnen.

Haken auf den Backenzähnen - (Foto: Franziska Goldmann)
Haken auf den Backenzähnen – (Foto: Franziska Goldmann)

Die Haken sind im Oberkiefer meistens an der Außenkante und im Unterkiefer an der Innenkante der Backenzähne. Sie können im Laufe der Zeit mehrere Millimeter hoch werden.

Was sind die Folgen?

Die Kanten können rasiermesserscharf sein und das Pferd verletzten.  Die Haken an den unteren Zähnen kommen beim Kauen immer wieder mit der Zunge in Kontakt. Daruch entstehen kleine Wunden, die im Laufe der Zeit immer größer werden. Die Haken an den oberen Zähnen machen vor allem beim Reiten Probleme, wenn das Gebiss die Backenschleimhaut gegen die Zähne drückt. Ganz besonders tritt dieser Effekt bei Gebissen mit Ringen auf.

Die so entstandenen kleinen Wunden können sich infizieren und heilen oft nur schlecht. Im Laufe der Zeit können daraus sogar Geschwüre werden. Die sind für das Pferd unangenehm, vor allem wenn es saure Lebensmittel wie Äpfel bekommt. Sie können auch das Allgemeinbefinden einschränken.

Die Haken schränken außerdem die Kaubewegung mechanisch ein. Das macht das Kauen für das Pferd anstrengender und das Futter wird nicht so gut zermahlen. Das schlecht zerkleinerte Futter lässt sich vom Pferd nicht so gut verdauen. Bei empfindlichen Pferden kann das zu einem Gewichtsverlust führen.

Durch die eingeschränkte Kaubewegung, werden die Kaumuskeln anders beansprucht und Teile davon überlastet. Das führt zu Verkrampfungen und Schmerzen in der Muskulatur. Das Pferd reagiert dann nicht nur unwillig, wenn man an den Ganaschen entlangfährt, sondern es beeinflusst auch die Losgelassenheit beim Reiten.

Symptome

  • langsames Fressen
  • plötzlicher Unwillen gegen Äpfel
  • Heuwickel
  • Probleme beim Stellen
  • wegzucken, wenn man die Ganaschen entlangfährt
  • Verletzungen an Zunge und Backenschleimhaut
  • Gewichtsverlust
  • schlechter Allgemeinzustand

Was tut man dagegen?

Damit es nicht soweit kommt, sollten Sie die Zähne Ihres Pferdes mindestens einmal pro Jahr kontrollieren und, wenn es notwendig ist, raspeln lassen. Dabei werden die Kauflächen der Backenzähne begradigt, so dass die Haken verschwinden und das Pferd wieder richtig kauen kann. Das Raspeln ist für das Pferd schmerzfrei. Die meisten Pferde wehren sich jedoch am Anfang gegen diese Behandlung, weil sie ungewohnt ist. Deshalb ist es manchmal nötig, das Pferd für die Zahnbehandlung zu sedieren.

Es gibt zwei Möglichkeiten die Zähne zu raspeln: Elektrisch oder per Hand.

Für das elektrische Raspeln gibt es mehrere Varianten. Oft kommt eine Bohrmaschine zum Einsatz. Auf diese ist eine lange Stange montiert, an deren Spitze sich eine kleine Schleifscheibe befindet. Mit dieser Stange kommt der Pferdezahnarzt gut an die hinteren Backenzähne. Allerdings erschreckt der Lärm viele Pferde.

Alternativ kommt ein Spezialwerkzeug zum Einsatz. Dabei treibt eine Art Dremel über eine lange Welle die Werkzeuge an, die auf einen kleinen Handgriff montiert sind. Das ist deutlich handlicher und auch leiser. Auf das Handteil lassen sich verschiedene Instrumente stecken, je nachdem wo geschliffen werden sollen.

Arbeitet der Zahnarzt von Hand, setzt er Raspeln ein, bei denen eine kleine Schleiffläche an einer langen Stange sitzt. Welches System besser ist, wird heiß diskutiert. Die elektrische Methode geht deutlich schneller und soll schonender für das Pferd sein. Verfechter der Hand-Methode behaupten jedoch, dass sie von Hand deutlich genauer arbeiten können und so die Zähne besser bearbeiten.

Wer führt die Behandlung durch?

Zahnbehandlungen beim Pferd werden entweder vom Tierarzt oder von Zahnspezialisten für Pferde durchgeführt. Die meisten Pferde-Tierärzte können einfache Zahnbehandlungen durchführen und haben auch das Werkzeug, um Haken abzuraspeln. Daneben gibt es noch die Zahnspezialisten, die Ihre Ausbildung meist in den USA oder Kanada gemacht haben. Diese Spezialisten können auch die Zahnstellung korrigieren, falls es nötig ist, oder in schwierigeren Fällen weiterhelfen. Oft sind diese Zahnspezialisten auch Tierärzte. Ist das nicht der Fall, darf der Pferdezahnarzt das Pferd nicht sedieren. Dann muss eventuell noch der Haustierarzt hinzu gerufen werden, um dem Pferd eine Beruhigungsspritze zu geben.

Das Entfernen der Haken kostet je nach dem, wer es durchführt und wie aufwendig die Behandlung ist zwischen 40 und 150 Euro. Muss das Pferd sediert werden, kommen noch einmal etwa 30 bis 40 Euro hinzu.

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