So putzen Sie ein Pferd

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Ein Pferd sollte täglich gründlich geputzt werden. Das dient nicht nur dazu Schmutz und Staub aus dem Fell zu entfernen, sondern festigt auch die Bindung zum Pferd. Das Putzen ist für das Pferd eine angenehme Massage und hat einen ähnlichen Stellenwert, wie das gegenseitige Kraulen in der Herde.

Mein Wallach Winnie nach einem Sandbad. Am nächsten Tag hieß es: putzen! - (Foto: Franziska Goldmann)
Mein Wallach Winnie nach einem Sandbad. Am nächsten Tag hieß es: putzen! – (Foto: Franziska Goldmann)

Beim Putzen fallen außerdem Verletzungen, Schwellungen und kleinere Blessuren auf. So können Sie die Verletzungen rechtzeitig behandeln. Veränderungen am Fell und den Hufen können ein Hinweis auf Krankheiten und Unarten, wie Scharren oder Scheuern sein.

Das Putzzeug

Die Grundausstattung zum Putzen eines Pferdes besteht aus:

Bürsten aus meinem Putzzeug - (Foto: Franziska Goldmann)
Bürsten aus meinem Putzzeug – (Foto: Franziska Goldmann)
Wurzelbüste, Striegel und Schwamm - (Foto: Franziska Goldmann)
Wurzelbüste, Striegel und Schwamm – (Foto: Franziska Goldmann)

Feuchttücher statt Schwämme

Statt für die Pferdepflege drei verschiedene Schwämme für Augen, Nüstern und After im Putzkasten herumfliegen zu haben, können Pferdebesitzer einfach Feuchttücher verwenden. So kann man für jeden Bereich ein eigenes Tuch hernehmen. Das ist hygenisch. Die Tücher können nach der Verwendung problemlos auf den Misthaufen.

Wer seinem Pferd etwas besonders Gutes tun will, kann sich auch Öltücher für Augen und Maul leisten. Die pflegen die Haut gleich noch mit.

Achtung: Verwenden Sie nicht parfümierte Feuchttücher.

Feuchttücher und andere Putzmittel für das Pferd - (Foto: Franziska Goldmann)
Feuchttücher und andere Putzmittel für das Pferd – (Foto: Franziska Goldmann)

Wo putzen?

Zum Putzen sollte das Pferd mit einem Halfter und einem Anbindestrick am Putzplatz oder vor der Box angebunden werden. Ideal ist ein fester Untergrund, der sich nach dem Putzen gut fegen lässt.

In der Box putzen ist ungünstig. Der ganze Dreck fällt sonst auf das Heu und die Einstreu. Das Pferd hat so eine höhere Staubbelastung und eventuell Dreck und Haare im Futter. Das ist nicht gesund.

Wichtig ist, das das Pferd beim Putzen ruhig stehen kann und nicht von anderen Pferden gezwickt oder getreten wird.

Das Fell reinigen

Um das Fell an Hals und Körper des Pferdes zu reinigen ist der Striegel das richtige Instrument. Fangen Sie an, indem Sie den Striegel in die Hand nehmen, die in Richtung Kopf zeigt. Rauen Sie das Fell vom Genick abwärts mit festen Kreisen auf. Zwischen durch sollten Sie den Striegel immer mal wieder am Boden auskolpfen, um den Dreck und Staub daraus zu entfernen.

Sind Sie mit der Schulter des Pferdes fertig, wechseln Sie den Striegel in die hintere Hand und rauen das Fell auch am restlichen Körper auf. So können Sie immer bequem neben dem Pferd stehen und laufen keine Gefahr getreten zu werden. Striegeln Sie auf diese Weise beide Seiten des Pferdes auf.

Das Striegeln ist gleichzeitig eine Massage für das Pferd. Wie fest Sie dabei aufdrücken hängt vom Pferd und verwendeten Striegel ab. Mit einem Gummistriegel können Sie fester zudrücken als mit einem aus Plastik oder Metall. Das Pferd wird Ihnen zeigen, was es mag. An Stellen, wo nur eine dünne Hautschicht über den Knochen liegt, dürfen Sie nur ganz sanft aufdrücken, sonst würden Sie dem Pferd wehtun. Das sind zum Beispiel die Innenseiten der Oberschenkel. Auch der hintere Teil des Bauchs und die Genitalregion sind bei den meisten Pferden sehr empfindlich.

Die Beine putzen

Die Beine dürfen nicht mit dem Striegel bearbeitet werden, da das für das Pferd unangenehm wäre. Stattdessen kommt hier die Wurzelbürste zum Einsatz.

Mit dieser harten Bürste die Beine von innen und außen kräftig abbürsten und alle Verklebungen entfernen. Besonders wichtig sind dabei die Fesselbeugen. Zum Reinigen dieser empfindlichen Stellen eventuell das entsprechende Bein des Pferdes anheben.

Bei den Hinterbeinen das Sprunggelenk nicht vergessen. Es ist oft mit Dreck verklebt. Reinigen Sie so alle vier Beine des Pferdes.

Weiße Füße sauber halten

Besonders weiße Füße sind nach dem Waschen ganz schnell wieder dreckig. Das ist gerade vor einer Vorführung oder einem Tunier ärgerlich. Mit einem kleinen Trick können Sie das Verschmutzen herauszögern.

Die Füße und auch andere Abzeichen bleiben länger weiß wenn man sie nach dem Waschen mit einem Fell- und Mähnenspray einsprüht.

Solche Sprays gibt es beispielsweise von Equistar oder Foxfire. Die Sprays verhindern, dass sich Schmutz an den Füßen und an anderen weißen Stellen absetzt.

Wenn sich Ihr Pferd allerdings nach dem Putzen auf einer Matschkoppel herumtreibt oder wälzt, nützt auch das beste Spray nichts 😉

Für Glanz sorgen

Nach dem nun der grobe Dreck auf dem Fell des Pferdes entfernt ist, entfernen Sie nun den Staub und bringen das Fell zum Glänzen. Dafür brauchen Sie die Kadätsche (weiche Bürste) und den Striegel.

Sie fangen wieder am Genick an. Nehmen Sie die Kadätsche in die kopfwärtige Hand und den Striegel in die hintere Hand. Bürsten Sie nun mit einem leichten Druck mit dem Strich über das Fell.

Wichtig ist, dass Sie die Bürste am Ende jedes Bürstenstrichs mit einer Drehung aus dem Handgelenk vom Fell abheben. So befördern Sie den Staub aus dem Fell. Nach jedem Strich streifen Sie die Bürste am Striegel ab. Den Striegel müssen Sie wieder ab und zu ausklopfen.

Glätten Sie so das Fell an Hals, Schulter und Vorderbein. Danach wechseln Sie die Bürste in die hintere Hand und den Striegel in die kopfwärtige Hand. Bringen Sie nun den Rumpf und die Hinterbeine des Pferdes zum glänzen und wechseln dann auf die andere Seite.

Den Kopf putzen

Zum Putzen des Kopfes lösen Sie als erstes das Halfter und hängen es dem Pferd um den Hals. So kann das Pferd nicht abhauen und das Halfter stört nicht beim Putzen.

Reinigen Sie als erstes das Fell am Kopf vorsichtig mit der Kadätsche. Achten Sie dabei auf die Wuchsrichtung des Fells. Die ändert sich besonders auf der Stirn häufig. Besonders wichtig, sind hier die Bereiche, wo später das Zaumzeug liegt. Hier ist das Fell oft mit Schweiß und Dreck verklebt. Augen und Nüstern sollten Sie nicht mit der Bürste bearbeiten.

Das Waschprogramm

Um die empfindlichen Sinnesorgane am Pferdekopf zu pflegen, nehmen Sie einen feuchten Schwamm und reinigen zuerst die Augen und dann die Nüstern. Statt einem Schwamm können Sie auch ein Lotiontuch für Babys verwenden und es anschließend entsorgen.

Anschließend legen Sie das Halfter wieder richtig an.

Etwa einmal pro Woche, sollten Sie mit dem zweiten Schwamm  After und Euter oder Schlauch reinigen.

Sie sollten die Schwämme so wählen, dass Sie sie nicht verwechseln. Sie sollten immer denselben Schwamm für die Augen verwenden. Verwechslungen könnten zu Infektionen führen.

Die Hufe auskratzen

Jetzt werden noch die Hufe gereinigt. Dazu heben Sie den Huf des Pferdes anfahren mit dem Hufauskratzer durch die Strahlfurchen. Dabei fällt schon der meiste Dreck aus dem Huf. Ist noch Dreck übrig entfernen Sie diesen mit dem Hufauskratzer oder einer Bürste.

Seien Sie vorsichtig am Strahl selbst. Hier ist das Horn weich und mit Nerven versorgt. Diesen Bereich sollten Sie nur ganz vorsichtig mit dem Hufauskratzer bearbeiten. Der Rest des Hufes ist relativ unempfindlich.

Es ist wichtig, dass Sie allen Dreck aus den Strahlfurchen entfernen, da der sonst anfängt zu faulen.

Ist der grobe Dreck entfernt, bürsten Sie den Huf entweder mit der Bürste am Hufauskratzer oder der Wurzelbürste aus.

Hat das Pferd Hufeisen, kontrollieren Sie beim Hufauskratzen, ob die Eisen noch fest sitzen und sich kein Steinchen darunter verklemmt hat.

Hier ist eine Videoanleitung zum Hufeauskratzen:

Ausführlichere Infos zum Hufauskratzen gibt es unter: Huf Pflege: Die Hufe richtig auskratzen

Mähne und Schweif pflegen

Jetzt fehlt nur noch das Langhaar. Ist die Mähne kurz, reicht es, sie mit der Wurzelbürste oder einer Haarbürste durchzukämmen.

Ist die Mähne lang, sollten Sie sie verlesen oder mit Schweifspray einsprühen und dann bürsten. Es reicht, die Mähne ein bis zweimal pro Woche einzusprühen. Das Spray macht die Mähne glatt und erleichtert so das Bürsten.

Auch für den Schweif gilt: Entweder Sie verlesen den Schweif regelmäßig oder Sie verwenden Schweifspray und bürsten.

Zum Verlesen nehmen Sie den ganzen Schweif in die Hand und ziehen jeweils zwei bis drei Haare aus diesem Bündel heraus. So trennen Sie die Haare voneinander, ohne sie auszureißen. Diese Prozedur erfordert etwas Geduld, führt aber zu einem lockeren, ordentlichen Schweif.

Ausführlichere Informationen finden Sie in diesem Tipp: Schöner Schweif: Richtig verlesen

Die Alternative sind Schweifspray und Bürste. Auch hier reicht es, den Schweif ein bis zwei Mal pro Woche einzusprühen. Beim Brüsten gehen Sie von unten nach oben vor, das schont die Haare. Wickeln Sie den Schweif um Ihre Hand und bürsten Sie zuerst die Spitzen. Sind die getrennt lassen Sie den Schweif los und bürsten ihn von oben nach unten durch. So reißen Sie weniger Haare aus.

Der Feinschliff

Zum Abschluss des Putzens nehmen Sie den Lappen und wischen damit das ganze Pferd noch einmal mit dem Strich ab. So entfernen Sie Staub und lose Haare, die sich beim Putzen wieder auf das Fell gelegt haben.

Nach dieser Prozedur ist das Pferd sauber und hat keine Dreckkrusten mehr im Fell, die beim Reiten scheuern könnten. Rechnen Sie für das tägliche Putzen des Pferdes 15 bis 20 Minuten ein.

Sie sollten beim Putzen nicht hudeln, sondern die gemeinsame Zeit mit dem Pferd genießen. Ihr Pferd wird es Ihnen danken und die Prozedur vertrauensvoll genießen.

Meine Erfahrungen

Das Putzen gehört einfach zum Reiten dazu, auch wenn es manchmal recht mühsam ist. Gerade im Herbst und Winter, wenn sich das Pferd genüßlich im Schlamm gewälzt hat und das Winterfell aussieht wie ein explodierter Wischmob, kann es echt mühsam werden, das Pferd wieder halbwegs sauber zu bekommen.

Trotzdem finde ich es schade, dass manche Reitschulen Ihren Schülern nicht die Chance geben, ihr Pferd selber zu putzen, denn dabei lernt man viel über den Charakter des Pferdes.

Ich hatte schon ganz unterschiedliche Pferde. Mein Trakehner liebt es zum Beispiel, geputzt zu werden und kann dabei stundenlang stillhalten. Allerdings fordert er zwischendurch immer wieder Schmuseeinheiten und Kraulen. Ich hatte aber auch schon eine Stute, die das Putzen eher doof fand. Nach 10 Minuten hatte ich fertig zu sein, oder Madame wurde unleidig. Es ist also echt charakterabhängig, was das Pferd mag und was nicht. Nicht jedes Pferd will als Barbiepferde-Ersatz herhalten 😉

Ist etwas unklar oder Sie haben weiterführende Fragen, können Sie gerne einen Kommentar hinterlassen.

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