Pferd zu dick oder dünn? So erkennen Sie ob Ihr Pferd das richtige Gewicht hat

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Es ist ein viel diskutiertes Thema: Ist das Pferd zu dick, zu mager oder gerade richtig.

Bei der Beurteilung spielen dabei oft Modellvorstellungen eine Rolle. Früher galt oft: Ein Dressurpferd muss kräftig sein und einen dicken Hintern haben. Ein Springpferd soll schön dünn sein, damit es höher springen kann. Und ein Vielseitigkeitspferd sollte eher an einen Windhund erinnern.

Auch die Rasse spielt eine große Rolle bei Wahrnehmung und Körperbau. Ein Achal Tekkiner sieht von Natur aus eher aus wie ein Windhund. Oft sind die Pferde aber übertrieben dünn und die rausstehenden Knochen werden immernoch als Rassetypisch gesehen. Dagegen ist der imposante Hals und die mächtige Kruppe einiger PREs eher der Futterkrippe zu verdanken, als der gut trainierten Muskulatur. Als zu dick wahrgenommen werden die Pferde aber erst relativ spät.

Mittlerweile hat sich jedoch ein für das Pferd gesünderes Bild durchgesetzt. Denn es hat sich herausgestellt, dass ein sportliches Pferd weder halb verhungert sein darf, noch Fettberge mit sich herumtragen sollte, wenn es die maximale Leistung bringen soll.

Im Folgenden lesen Sie, worauf es zu achten gilt.

So erkennen Sie, ob das Pferd zu dick oder dünn ist

Hier einige Anhaltspunkte, an denen Sie erkennen ob ein Pferd gut im Futter steht:

  • Die Rippen des Pferdes sollten nicht zu sehen sein, sich aber ohne großen Druck ertasten lassen.
  • Unterhalb des Hüfthöckers sollte keine Hungergrube zu sehen sein.
  • An Widerrist und Rücken sollten die einzelnen Wirbel nicht zu sehen sein.
  • An der Kruppe ist die Muskelstruktur erkennbar
  • Wenn das Pferd den Kopf senkt, ist zwischen Muskel und Mähne der so genannte Fettkamm zu sehen. Dieser sollte etwa 5 cm hoch sein.

Diese Merkmale gelten Rasseunabhängig, wobei bei sehr blütigen Pferden oft auch bei gutem Fütterungszustand die Rippen zu sehen sind.

Ein Pferd ist zu dick wenn…

  • sich am Mähnenkamm hohe Fettpolster bilden und der Mähnenkamm nicht mehr fest, sonder schwabbelig ist
  • sich an den Ganaschen Fettrollen bilden, wenn das Pferd in der Anlehnung geht
  • sich an der Schulter kein Schulterblatt mehr erkennen lässt und der Übergang zum Hals verwischt
  • sich beim Satteln Speckrollen vor dem Sattelblatt bilden
  • der Hüfthöcker nicht mehr zu erkennen ist
  • sich auf der Kruppe oberhalb der Schweifrübe dicke Fettpolster bilden
Pferd zu dick - (Foto: Franziska Goldmann)
Pferd zu dick – (Foto: Franziska Goldmann)

Ein Pferd ist zu dünn wenn…

  • das Pferd unterhalb des Mähnenkamms eingefallen ist, so dass man die Halswirbel erkennen kann
  • die Schulterblattkanten und das Buggelenk sich deutlich durch das Fell abzeichnen
  • die Rippen deutlich sichtbar herausstehen
  • am Widerrist und und neben der Wirbelsäule keine Fettpolster mehr sind und die einzelnen Wirbel erkennbar sind
  • Die Hüfthöcker herausstehen und der Bereich darunter eingefallen ist (Hungergrube)
  • Die Kruppe von hinten betrachtet dreieckig wird
  • Der Sitzbeinhöcker sichtbar wird
  • Auch im Gesicht wirkt ein untergewichtiges Pferd schmächtig und die Kuhle über den Augen ist tief eingefallen.
  • Insgesamt ist das Pferd sehr schlank und schlecht bemuskelt
Pferd zu dünn - (Foto: Franziska Goldmann)
Pferd zu dünn – (Foto: Franziska Goldmann)

Der dicke Bauch täuscht oft

Oft sehen die Leute ein Pferd mit einem dicken, herausstehenden Bauch und denken es sei zu dick. Doch eigentlich sagt der dicke Bauch nur aus, dass das Pferd gerade viel schwer verdauliches Futter gefressen hat.  Das gelangt durch den Magen und den etwa 20 Meter langen Dünndarm, in den Blinddarm und weiter in den Dickdarm. Hier wird es nochmal vergährt und und aufgeschlossen. Dieser 6-9 Meter lange Darmabschnitt kann bis zu 130 Liter Futterbrei fassen – und das sieht man dann auch von Außen. Der Reiter spricht deshalb auch von einem Heu- oder Grasbauch. Er entsteht meistens dann, wenn Pferde mit Heißhunger viel Heu oder frisches Weidegras in sich hinein Futtern – ist also eher ein Zeichen für ein hungriges Pferd (oder gerade sehr leckeres Gras). Diese Heubauch verschwindet normalerweise innerhalb von 6-8 Stunden wieder, wenn das Pferd nicht mehr soviel nachfrisst. Er kann aber auch länger erhalten bleiben. Ist ein ansonsten schlankes Pferd sehr häufig im Bauchbereich aufgebläht, sollten Sie vom Tierarzt kontrollieren lassen, ob es einen starken Wurmbefall oder Fehlgährungen im Bereich des Darms hat.

Welche Gefahren drohen, wenn das Pferd zu dick oder dünn ist?

Ein zu dickes Pferd ist gesundheitlich gefährdet. Das zusätzliche Gewicht belastet nicht nur Gelenke und Knochen, sondern auch den Stoffwechsel zum Beispiel in der Leber. Außerdem werden Atmung und Kreislauf zusätzlich belastet. Ganz praktisch haben dicke Pferde oft Probleme mit der Sattellage, da die Sättel wegen der fehlenden Konturen häufig rutschen.

Ein zu dünnes Pferd ist genauso ungesund. Es kann schnell zu Mangelerscheinungen kommen und unterernährte Pferde können auch keine gesunde Muskulatur aufbauen. So sind Gelenke und Bänder nicht durch Muskeln geschützt und damit empfindlicher. Sehr dünne Pferde neigen auch häufig zu Scheuerstellen, da die polsternde Fettschicht im Unterhautgewebe fehlt. Außerdem sind zu dünne Pferde anfälliger für Erkrankungen und erholen sich schlechter von diesen – das betrifft vor allem alte Pferde.

Schwankungen sind normal

Das Gewicht jedes Pferdes schwankt in einem gewissen Rahmen. Das ist ganz normal. Intensives Training oder Krankheiten lassen die Pfunde purzeln und Stehphasen oder der Beginn der Weidesaison sorgen schnell für ein paar Pfunde mehr. Auch Jungpferde haben oft starke Figurschwankungen. Sie werden pummelig und haben dann einen Wachstumsschub, nach dem sie wieder dünn und schlaksig wirken.

Solche Schwankungen lassen sich nicht vermeiden, sollten aber nach spätestens drei Monaten wieder ausgeglichen sein. Besonderes ältere Pferde sollen nicht zu stark abnehmen, da sie nur schwer wieder Muskulatur und Bindegewebe aufbauen.

Das genaue Gewicht kontrollieren

Egal ob eine Pferd genau richtig, zu dick oder zu dünn ist – es ist sinnvoll das genaue Gewicht zu kennen. Dabei hilft eine Pferdewaage. Mittlerweile gibt es mehrere Anbieter die Ställe anfahren und dort die Pferde gegen eine kleine Gebühr wiegen .

Dieser Gang auf die Waage verrät dem Besitzer, wie schwer das Pferd genau ist  – Das ist zum Beispiel wichtig um zu wissen, wie man Medikamente dosieren muss. Auch beim Transport kann das Gewicht eine Rolle spielen. Viele Hänger sind mit zwei 700 kg Pferden schon überladen und das kann zum einen teuer Werden bei einer Kontrolle und zum anderen das Fahr- und Bremsverhalten des Hängers beeinflussen.

Wer sein Pferd regelmäßig wiegen lässt kann Veränderungen gut beobachten und eventuell rechtzeitig gegensteuern. Interessant ist es auch beim Wiegen jeweils ein Foto in möglichst der gleichen Haltung zu machen. So sieht man Unterschiede in der Figur deutlicher.

Gewogen werden kann jedes Pferd, dass sich brav am Halfter führen lässt. Die Waage besteht aus einem flachen Metallpodest, dass mit einem Teppich und einer rutschfesten Unterlage Pferde freundlicher gemacht wird. Das Pferd wird auf die Waage geführt und muss dort lediglich ein paar Sekunden stillstehen. Anschließend wird das Pferd meistens noch gemessen.

Calina auf der Waage - (Foto: Franziska Goldmann)
Calina auf der Waage – (Foto: Franziska Goldmann)

Pferd zu dick? Dann Fütterung kontrollieren

Viele Pferde sind zu dick, doch eine „Friss die Hälfte“-Diät ist jedoch für ein Pferd nicht sehr sinnvoll. Lieber sollten Sie bewusst kontrollieren, was Ihr Pferd frisst und für mehr Bewegung sorgen.

Hier einige Tipps

  • Stellen Sie Ihr Pferd nach Möglichkeit auf Sägespäne. So können Sie genau kontrollieren, wie viel Raufutter es frisst.
  • Kontrollieren Sie die Kraftfutterration. Die meisten Freizeitpferde brauchen kaum Kraftfutter.
  • Kommt das Pferd auf die Graskoppel, rationieren Sie diese.
  • Lieber häufiger kleine Portionen füttern. So bekommt das Pferd keinen so großen Hunger.
  • Für viel Bewegung sorgen. Eventuell zweimal täglich reiten oder das Pferd zusätzlich in die Führmaschine stellen.

Zeigt sich durch diese Maßnahmen kein Erfolg, sollten Sie eventuell einen Futterexperten zu Rate ziehen und mit ihm zusammen die Futterration Ihres Pferdes genau überprüfen.

Pferde aufpeppeln

Ist das Pferd zu dünn, gilt es als erstes die Ursache zu finden. Kann es in Ruhe fressen? Bekommt es genügend Raufutter? Sind die Zähne und der Darm in Ordnung?

Zum Aufpeppeln sind folgende Punkte wichtig

  • ständig freier Zugang zu hochwertigem Raufutter
  • viele Mahlzeiten mit leicht verdaulichen Kraftfutter (Achtung! Langsam umstellen)
  • eventuell Öl und zuckerhaltige Futtermittel zufüttern
  • Stress vermeiden
  • eventuell die Darmflora sanieren, damit das Futter gut verdaut werden kann

Mein Kommentar

Was ein Pferd an Futter braucht und wie schnell es zu oder abnimmt ist individuell sehr verschieden. Ich hatte schon ganz unterschiedliche Pferde. Applepie hat zum Beispiel immer sehr viel Futter gebraucht, wenn er im Training war. Zusätzlich zu einer riesigen Portion Heu hat er drei mal pro Tag zwei Liter Hafer und drei Liter Pellets bekommen. Dazu gab es oft noch Müsli mit Öl oder Zuckerrübenschnitzel. Das hat geradeso gereicht, um ihn nicht knochig werden zu lassen. Im selben Stall, bei der selben Leistung ist Milka mit dreimal täglich einem halben Liter Pellets ausgekommen und war dabei immer eher pummelig.

Ich lasse meine Pferde daher regelmäßig wiegen und schaue immer wieder kritisch nach dem Gewicht. Wie sehr man sich verschätzen kann beim Gewicht, hat mir Macy gezeigt. Er ist 1,55 m groß und schon stämmig gebaut. Milka hatte mit ihren 1,78m Stockmaß und einer zierlichen Figur etwa 500kg. in einem ähnlichen Bereich hätte ich Macy spontan ebenfalls geschätzt. Aber weit daneben. Er hat beim ersten Wiegen 640 kg auf die Waage gebracht, ohne dabei zu dick zu sein. Mittlerweile hat er durch eine längere Verletzungspause viel Muskulatur verloren – jetzt wiegt er nur noch 580 kg.

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