Wenn ein Hufeisen fehlt

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Beschlagene Pferde verlieren hin und wieder ein Eisen. Da ist meist nicht weiter schlimm, solange Sie richtig auf diesen Zwischenfall reagieren.

Am wichtigsten ist es, das Pferd vor Verletzungen durch das fehlende Eisen zu schützen. Dafür ist es entscheidend, das Pferd nicht zu sehr zu belasten und das fehlende Eisen möglichst schnell zu ersetzen.

To-Do-Liste

  • Tempo drosseln, eventuell Heimtransport organisieren
  • Huf auf Nagelreste und scharfe Kanten kontrollieren
  • Versuchen das verlorene Eisen zu finden
  • Möglichst zeitnah einen Schmiedtermin ausmachen
  • Pferd schonen bis das Eisen ersetzt ist

Geht das Eisen beim Reiten verloren

Verliert das Pferd beim Reiten ein Eisen, sollten Sie sofort durchparieren. Kontrollieren Sie den Huf des Pferdes. Stecken noch Nägel darin, sollten Sie diese entfernen. Fehlen große Stücke vom Huf oder es blutet sogar, ist das eine schwerwiegende Verletzung. Sie  sollten dann das Pferd möglichst schnell in die Box bringen und den Tierarzt verständigen. Passiert die Verletzung auf einem Ausritt weiter weg vom Stall, sollten Sie einen Hänger organisieren, der Sie und das Pferd abholt. Bis zum Treffpunkt sollten Sie das Pferd vorsichtig führen.

Fehlt lediglich das Eisen und der Huf ist nicht allzu sehr ausgebrochen, können Sie das Pferd vorsichtig im Schritt nach Hause reiten. Denken Sie aber daran, dass das Pferd jetzt mit unterschiedlich langen Beinen vor sich hin humpelt. Das ist, als würden Sie mit nur einem Schuh laufen – nicht wirklich schlimm aber auch nicht angenehm. Wählen Sie also möglichst den direkten Weg heim.

Verliert das Pferd das Eisen in der Halle oder auf dem Platz, sollten Sie die Trainingseinheit beenden und das Pferd nach einem kurzen Abkühlen in die Box bringen.

Geht das Eisen in der Box oder auf der Koppel verloren

Verliert das Pferd das Eisen in seiner Freizeit, kontrollieren Sie ebenfalls als erstes den Huf auf Nagelreste und ausgebrochene Stellen. 

Anschließend sollten Sie versuchen, das Eisen zu finden, da dann das Ersetzen deutlich einfacher ist und das Eisen keine Verletzungsgefahr für andere Pferde mehr darstellt. Denn tritt ein anderes Pferd in die herausstehenden Nägel, kann das böse Wunden am Huf geben.

Auf das Reiten oder Fahren sollten Sie verzichten, bis das Eisen ersetzt ist.

An den Näglen im Eisen können sich Mensch und Tier verletzen - (Foto: Martin Goldmann)
An den Näglen im Eisen können sich Mensch und Tier verletzen – (Foto: Martin Goldmann)

Kontrollieren Sie den Huf

Wenn Sie den Huf kontrollieren, sind vor allem zwei Punkte wichtig: Stecken noch Nagelreste im Huf? Und wie sieht die Hufwand aus?

Befinden sich noch Nägel im Huf, sollten Sie versuchen, diese vorsichtig mit einer Zange zu entfernen, damit sich das Pferd nicht weiter daran verletzen kann. Dazu eignet sich eine einfache Beißzange ganz gut. Ist ein Nagel so gut im Huf versteckt, dass Sie ihn nicht zu  fassen kriegen, kann er da auch bleiben, bis der Schmied kommt. Gefährlich sind vor allem Nägel, die aus dem Huf herausstehen. An ihnen kann sich das Pferd entweder selber verletzten oder der Nagel knickt um und das Pferd tritt ihn sich ihn die Sohle.

Ist die Hufwand ausgebrochen, sollten Sie als Erstes feststellen, wie schlimm der Schaden ist. Sind nur die untersten 1-2 cm ausgebrochen, ist das meistens nicht weiter schlimm, da es sich hier um das gefühllose, tote Horn handelt.  Geht die ausgebrochene Stelle höher als ein Drittel des Hufes, blutet sie oder sind die Huflamellen zu sehen, sollten Sie einen Tierarzt rufen, der das Pferd gegen Schmerzen und eine Infektion behandelt.

Handelt es sich nur um eine kleinere ausgebrochene Stelle, versuchen Sie die Kanten mit einer Raspel soweit zu glätten, dass das Pferd sich damit nicht am anderen Bein verletzen kann. Abstehende Hornstücke und Hufteile sollten Sie nicht selbst entfernen. Das ist Aufgabe eines Fachmanns. 

Befinden sich scharfe Kanten am ausgebrochenen Huf, helfen ein bis zwei Runden Gewebeklebeband, die man um die Hufkante klebt, um die anderen Beine des Pferdes vor Verletzungen zu schützen. Das Gewebeklebeband sollte man ohnehin im Erste-Hilfe-Kasten haben, um im Notfall einen Hufverband anlegen zu können.

Ist der Huf stark ausgebrochen, sollten Sie das Pferd in der Box lassen, bis ein Hufschmied den Schaden behoben hat.

Den Schaden rasch beheben lassen

Auf jeden Fall sollten Sie gleich den Hufschmied anrufen und bald möglichst einen Termin ausmachen. Bis das Hufeisen wieder ersetzt ist, sollten Sie das Pferd nur schonend auf weichem Boden bewegen. Sand- und Asphaltböden, die den Huf stark abschmirgeln, sollten Sie meiden.

Haben Sie das verlorene Eisen gefunden, ist es für die meisten Hufschmiede kein Problem, es einfach schnell wieder aufzunageln. Oft kann man auch einen fremden Schmied gegen eine kleine Gebühr zu diesem Notdienst überreden.

Denken Sie daran, dass das eine Bein des Pferdes durch das fehlende Eisen 1-2 cm kürzer ist als das andere und noch dazu leichter. Dadurch geht jedes Pferd unrund und es kann zu Verspannungen und Wirbelblockaden kommen.

Ist der Huf nicht ausgebrochen, kann das Pferd trotz dem fehlenden Eisen auf die Koppel. Dort kann es selber bestimmen, wie und wieviel es sich bewegen möchte. 

Lahmt das Pferd stark oder länger als drei Tage sollten Sie einen Tierarzt hinzuziehen. Durch den Ruck beim Abtreten des Eisens können Bänder und Sehnenverletzungen entstehen.

Alte Eisen aufbewahren

Nicht immer lässt sich das verlorene Eisen finden. Daher sollten Sie einen noch halbwegs gut erhaltenen Satz Hufeisen von Ihrem Pferd im Stall lagern. Beschriften Sie, welches Eisen an welches Bein gehört. Wasserfeste Filzschreiber oder Wachsmalkreide eignen sich dazu am besten. Packen Sie die Eisen so ein, dass sie nicht rosten, also zum Beispiel in eine dichte Tüte mit etwas Öl.

So kann der Schmied im Notfall statt des verlorenen Eisens einfach das entsprechende Hufeisen aus dem alten Satz aufnageln. Dann muss er kein neues Eisen anfertigen und das alte meist noch nicht mal anpassen. Das Aufnageln geht so schnell und ist unkompliziert. Zur Not kann das auch ein fremder Schmied erledigen, der gerade im Stall ist.

Ein weiterer Vorteil ist, dass so kaum Höhenunterschied entsteht. Ein neues Eisen ist meistens dicker, als die schon abgelaufenen am Pferdehuf. Wird nur ein Eisen in der Mitte der Beschlagperiode erneuert, läuft das Pferd also leicht schief. Das kann bei empfindlichen Pferden Verspannungen im Rücken hervorrufen.

Ein paar Ersatzeisen helfen dabei verlorenen Hufschutz schnell zu ersetzen - (Foto: Martin Goldmann)
Ein paar Ersatzeisen helfen dabei verlorenen Hufschutz schnell zu ersetzen – (Foto: Martin Goldmann)

Unterwegs Ersatz-Hufeisen mitnehmen

Unterwegs, auf einem Turnier oder Wanderritt, ist es sehr ärgerlich, wenn das Pferd ein Hufeisen verliert. Meist findet man jemanden, der einem das Eisen wieder drauf nageln kann. Das geht jedoch nur, wenn ein passendes Eisen vorhanden ist.

Deshalb sollten Sie im Hänger, mit dem es zum Turnier geht, oder im Begleitfahrzeug bei Wanderritten einen Satz Ersatzeisen für jedes Pferd lagern. So haben Sie immer ein passendes Eisen, falls Ihr Pferd es braucht.

Auf Tunieren und Reiterfesten gibt es übrigens immer einen Hufschmied, der Notdienst hat. Meistens ist der vor Ort oder zumindest steht er aud Abruf bereit. So lässt sich das verlorene Eisen oft noch vor der Prüfung ersetzten. 

Auf Wanderritten wissen die Betreiber der Raststationen meistens, wer ein Eisen wieder befestigen kann.

Verlorene Hufeisen verhindern

Verliert ein Pferd ein Hufeisen, ist das sehr ärgerlich. Denn das Pferd kann nicht geritten werden, bis der Hufschmied das Eisen wieder befestigt hat. Außerdem reißt sich das Pferd meist ein Stück von der Hufwand mit ab, wenn es das Eisen verliert. So wird der Huf beschädigt und das Eisen hält hinterher noch schlechter.

Ursachensuche

Wie sich ein Pferd die Eisen abtritt, erkennen Sie meist am verlorenen Eisen selbst. Legen Sie das Eisen auf eine glatte Oberfläche und schauen sich an, wie es verbogen ist. Ist es von hinten nach vorne verbogen, tritt sich das Pferd mit dem Hinterhuf in das vordere Eisen. Ist das Eisen seitlich verbogen, ist eher der andere Vorderfuß oder Hinterfuß daran Schuld.

Die Hufeisen speziell anpassen

Ein Weg, solche Pannen zu vermeiden ist es, die Hufeisen speziell anzupassen. Tritt es sich zum Beispiel mit dem Hinterhuf auf die Eisen des Vorderhufs, kann der Schmied ein besonders kurzes Eisen am Vorderhuf aufnageln. Das unterstützt dann zwar die Sehnen nicht ideal, ist aber besser, als ständig abgetretene Eisen.

Eine weitere Möglichkeit ist es, das Hintereisen mit einer Abrollkante zu versehen. Dabei wird die Vorderkante so geschmiedet, dass eine Schräge nach hinten entsteht. Tritt das Pferd mit einem solchen Eisen auf das Vordereisen, rutscht es ab und bringt nicht so viel Kraft auf das vordere Eisen. Ergänzend kann man auch den überstehenden Teil des Schenkels am vorderen Eisen zusätzlich anschrägen. Meist überlebt das Eisen den Tritt dann.

Tritt sich das Pferd seitlich auf die Eisen, kann der Schmied die innere Oberkante des Eisens anschleifen, so dass das Pferd mit dem anderen Eisen abrutscht, wenn es darauf tritt. Komplett mit dem Huf abschließende Eisen aufzunageln ist hier ungeschickt, da der Huf dann sehr schnell über das Eisen hinaus wächst und so falsch belastet wird.

Die richtige Verpackung

Neben den passenden Eisen haben Sie noch mehr Möglichkeiten die Eisen, zu schützen. Trägt ein Pferd Eisen mit sehr langen Schenkeln oder Ringeisen kann ein Ballenschutz beim Reiten abgetretene Eisen verhindern. Springglocken aus Neopren oder Kunststoff schützen beim Reiten und auf der Koppel vor abgetretenen Eisen. Sie polstern den Huf soweit auf, dass das Pferd mit dem anderen Huf nicht mehr bis zum Eisen kommt. Hufglocken aus Gummi sind für diesen Zweck meistens zu dünn.

Helfen die Springglocken nicht, gibt es sogenante Ballenschutzschuhe. Sie schützen den hinteren Teil des Hufes und den Strahl. Damit verhinden sie, dass sich das Pferd selber tritt. Leider sind Ballenschutzschuhe recht mühsam anzulegen und schnell zerschlissen, da auf diesen Bereich viel Bewegung mit großen Kräften einwirkt.

Ballenschutzschuhe am Pferd - (Foto: Franziska Goldmann)
Ballenschutzschuhe am Pferd – (Foto: Franziska Goldmann)

Die Hufqualität verbessern

Pflegen Sie die Hufe regelmäßig und waschen Sie sie nicht zu häufig. Zuviel Wasser weicht die Hufe auf, so dass die Eisen nicht mehr so fest sitzen. Außerdem brechen durch häufiges Waschen meist die alten Nagellöcher aus.

Wie Sie die Hufe Ihres Pferdes richtig pflegen, lesen Sie in folgendem Tipp: Pferdehufe richtig pflegen.

Hat ein Pferd längere Zeit schlechte Hufe, kann man auch mal ein Blutbild machen lassen. Dieses verrät dem Tierarzt, ob Mangelerscheinungen vorliegen, die für die schlechte Hornqualität verantwortlich sind, zum Beispiel ein Zink-Mangel.

Daneben gibt es noch eine ganze Reihe von Zusatzfuttermitteln, die eine Verbesserung der Hornqualität versprechen, zum Beispiel Biotin, MSM und Kieselerde. Die helfen aber nur, wenn das Pferd einen Mangel hat, ansonsten sind SIe rausgeschmissenes Geld. 

Mein Kommentar

Verlorene Hufeisen sind nervig. Je nach Pferd und Alter kommt das aber immer wieder vor. Es ist auch nicht immer die Schuld des Schmieds. Gerade junge Pferde im Wachstum sind oft so unausbalanciert, dass sie sich immer wieder in die eigenen Füße treten und dabei auch die Eisen abtreten.

Mein Winnie ist gerade in so einer Phase. Irgendwie sind die eigenen Hufe dauernd im Weg. Leider ist er sehr empfindlich und kann ohne Eisen nicht mal über Kopfsteinpflaster gehen, ohne dass er lahmt. Daher ist der Hufschmied gerade Dauergast bei uns. Das wird sich aber auch wieder geben. Mittlerweile ist Winnie 2 cm größer und die Vorderbeine passen wieder zu den Hinterbeinen.

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