Was ist ein Klopphengst oder Spitzhengst?

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Als Klopp- oder Spitzhengst bezeichnet man ein männliches Pferd, bei dem einer oder beide Hoden nicht in die Hodensäcke abgewandert sind. Der Fachbegriff dafür lautet Kryptorchismus oder auch Maldescensus testis.

Was ist Kryptochismus?

Wenn sich ein Hengstfohlen normal entwickelt, wandern die Hoden bereits im Mutterleib oder spätestens vier Wochen nach der Geburt von der Bauchhöhle durch den Leistenkanal in den Hodensack.

Bei diesem Vorgang kann entweder durch ein mechanisches Hindernis oder durch Hormonstörungen etwas schief gehen. Einer der beiden Hoden oder auch beide können dabei in der Bauchhöhle (abdominaler Kryptochismus) liegenbleiben oder im Leistenkanal (inguinaler Kryptochismus) stecken bleiben.

Dabei ist in etwa 60 Prozent der Fälle nur der linke Hoden betroffen. In 30 Prozent der Fälle ist nur der rechte Hoden betroffen und nur in 10 Prozent der Fälle sind beide Hoden betroffen.

Warum ist Kryptochismus schlimm?

Die Natur hat es so eingerichtet, dass die Hoden außerhalb des Körpers liegen, weil das hormonproduzierende Gewebe höhere Temperaturen nicht gut verträgt. Liegen die Hoden im Körper sind sie nicht nur verkümmert, sondern es kommt auch zu weiteren Problemen.

Zum einen neigen die nicht abgestiegenen Hoden dazu, zu entarten. Neben einem deutlich erhöhten Tumorrisiko kommt es auch vermehrt zu Zysten, die sehr schmerzhaft für das Pferd sind.

Für das Pferd nicht so wichtig, aber aus züchterischer Sicht entscheidend ist die Tatsache, dass die zu warmen Hoden meist veränderte oder zeugungsunfähige Spermien produzieren.

Woran erkennt man einen Klopphengst?

Einen Klopphengst zu erkennen, ist oft nicht so einfach wie es klingt. Bei manchen Hengsten ist es direkt zu erkennen, dass etwas fehlt im Hodensack. Häufig ist es jedoch so, dass der eine abgewanderte Hoden deutlich vergrößert ist. Das macht es nötig, genau nachzutasten, ob wirklich zwei getrennte Hoden vorhanden sind.

Schwieriger ist es zu erkennen, ob ein Klopphengst tatsächlich richtig kastriert oder überhaupt kastriert worden ist. Gerade bei Pferden die häufiger den Besitzer gewechselt haben, oder bei denen die genaue Herkunft unbekannt ist, kann es vorkommen, das ein Klopphengst fälschlicherweise als Wallach verkauft wird.

Auch Kastrationsnarben sind übrigens kein eindeutiger Beweis, da oft nur der abgewanderte Hoden entfernt wird. Der im Bauch verbliebene Hoden wird belassen, da die Entfernung eine aufwändigere OP erfordert. Das sollte nicht vorkommen, ist aber leider nicht so selten.

Führt sich ein Wallach sehr hengstig auf, reagiert auffällig auf rossige Stuten und hat ein sehr hengstiges Aussehen, sollte man also daran denken, daß es sich um einen versteckten Klopphengst handeln könnte.

Wie erkennt der Tierarzt einen Klopphengst?

Die einfachste Methode einen Klopphengst zu erkennen ist das Abtasten. Neben dem Hodensack lassen sich auch die Leistenkanäle von außen abtasten. Im Bauch verbliebene Hoden lassen sich oft durch eine rektale Untersuchung ertasten.

Eine weitere Möglichkeit die versteckten Hoden zu finden ist Ultraschall. Die meisten Hoden lassen sich durch die Bauchdecke darstellen. Nur in seltenen Fällen ist ein rektaler Ultraschall nötig.

Lässt sich so nichts finden kann man auch eine Blutuntersuchung machen. Dabei bekommt das Pferd ein Hormon gespritzt (Humanes Choriongonadotropin HCG, Pregnant mare Serum gonadotropin PMSG oder GNRH). Innerhalb von zwei Stunden wird ein eventuell vorhandener Hoden zur Testosteron-Produktion angeregt. Findet sich im anschließend abgenommenen Blut mehr als 100pg/ml Testosteron, gilt als sicher, dass noch ein versteckter Hoden vorhanden ist.

Was bedeutet es für ein Pferd, Klopphengst zu sein?

Durch die Gefahr der Entartung sollte ein Klopphengst unbedingt schon in jungen Jahren kastriert werden. Tierärzte empfehlen die Kastration vor dem dritten Lebensjahr, da es sonst schon zu nicht mehr behandelbaren Veränderungen gekommen sein kann.

Klopphengste werden übrigens von den Zuchtverbänden nicht gekört, also zur Zucht zugelassen. Das liegt nicht nur an den veränderten Spermien, sondern auch an der Tatsache, dass Kryptochismus eine erbliche Komponente hat.

Als Wallach deklarierte Klopphengste neigen dazu, aggressiv zu werden. Das liegt zum einen am falschen Umgang. Der als Wallach deklarierte Hengst wird oft unfair bestraft, weil er nur natürlich reagiert. Zum anderen sind die veränderten Hoden oft sehr schmerzhaft für das Pferd. Pferde zeigen ihren Schmerz oft nicht offen, sondern reagieren eher aggressiv auf Berührungen.

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