Der Begriff Hufrolle steht häufig als Kurzform für Hufrollenentzündung – was tun?

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Der Ausdruck „Hufrolle“ lässt viele Pferdebesitzer entsetzt aufhorchen, da dieser Begriff häufig als Kurzform für die Hufrollenentzündung oder –nekrose verwendet wird. Diese Erkrankungen sind leider weit verbreitet und sorgen dafür, dass viele Pferde nicht mehr schmerzfrei laufen können. Dieser Artikel soll ein wenig aufklären und zum Verständnis der Krankheit beitragen.

Erst mal etwas grundsätzliches: Die Hufrolle selbst ist nichts schlimmes, sondern ein Sammelbegriff für anatomische Strukturen, die jedes Pferd viermal hat. Die Hufrolle setzt sich aus dem Strahlbein, dem unteren Ende der tiefen Beugesehne und dem Hufrollenschleimbeutel zusammen. Diese Strukturen spielen zusammen mit dem Strahlkissen eine wichtige Rolle bei der Stoßdämpfung beim Auffußen.

Der Aufbau der Hufrolle
Der Aufbau der Hufrolle

Hufrolle hat noch eine andere Bedeutung

Das was landläufig als Hufrolle bezeichnet wird, heißt eigentlich korrekter Hufrollen-Syndrom. Da die Hufrolle nicht nur eine Struktur ist, fasst dieser Begriff eine ganze Reihe von Erkrankungen zusammen. Die häufigste ist die Hufrollenentzündung, bei der das Gelenk zwischen Hufbein, Kronbein und Strahlbein oder der Hufrollenschleimbeutel entzündet sind. Diese Entzündung verursacht dem Pferd beim Auftreten Schmerzen. Die Entzündung kann den Knorpel zerstören und so zu Veränderungen am Knochen führen.

Schlimmer und häufig Folge einer unbehandelten Entzündung ist die Strahlbein-Nekrose. Dabei wird das Strahlbein nicht mehr richtig mit Blut versorgt. In der Folge wird der Knorpel nicht mehr richtig versorgt und zerstört. Außerdem wird mit der Zeit auch das Strahlbein selbst zerstört und kann brechen.

Weitere mögliche Ursachen für das Hufrollen-Syndrom sind Veränderungen an den Ansatzpunkten der Sehnen und Bänder.

Das Hufrollen-Syndrom tritt meist an den Vorderbeinen auf, da hier durch die anatomische Verhältnisse stärkere Stoßbelastungen auftreten. Probleme mit der Hufrolle an den Hinterbeinen sind selten.

Das Hufrollen-Syndrom kommt häufig nicht alleine. Begleiterscheinungen sind oft Arthrose im Hufgelenk oder eine Degeneration des Strahlkissens. Beide Erkrankungen haben ähnliche Ursachen, wie das Hufrollen-Syndrom oder können Folge davon sein.

Ursachen der Hufrollenentzündung

Die Ursachen für das Hufrollen-Syndrom sind umstritten, in Frage kommen viele Faktoren.

  • Unumstritten ist, dass zu enge Hufe und untergeschobene Trachten Hufrollenerkrankungen begünstigen.
  • Zu wenig Bewegung schädigt die Knorpel im Hufgelenk und das Strahlkissen, da diese nicht richtig mit Nährstoffen versorgt werden. In der Folge werden vermehrt Schwingungen auf die Hufrolle übertragen, was auch hier zu Schädigungen führt.
  • Falscher Hufbeschlag, der den Hufmechanismus behindert, setzt ebenfalls den Dämpfungsmechanismus des Hufes außer Kraft, was die Hufrolle schädigt.
  • Zusätzlich wird eine genetische Komponente vermutet, die zu einer Schwäche in der Hufrolle führt.

Symptome der Hufrolle

Folgende Symptome sind typisch für das Hufrollen-Syndrom:

  • klammer Gang
  • Taktstörungen in engen Wendungen
  • vermehrtes Verweigern beim Springen, vor allem wenn das Pferd groß abspringen muss oder bei hohen und weiten Hindernissen.
  • Laufunlust auf harten Böden
  • Entlasten eines Vorderbeins
  • häufiges Stolpern

Meist tritt im Anfangsstadium keine deutliche Lahmheit auf, sondern das Pferd wirkt eher laufunlustig und steif. Oft weigern sich die Pferde, enge Wendungen zu gehen und verweigern beim Springen zunehmend den Dienst.

Diagnose von Tierarzt

So diagnostiziert der Tierarzt ein Hufrollensyndrom:

Haben Sie eines der oben genannten Symptome bei Ihrem Pferd festgestellt, sollten Sie einen Tierarzt zu Rate ziehen, der Ihren Verdacht überprüft.

Die üblichen Untersuchungsmethoden, wie Beugeproben und das Abdrücken des Hufes mit einer Hufzange ist meist negativ oder nur schwach positiv.

Auch beim Vortraben an der Hand und an der Longe ist meist keine eindeutige Diagnose möglich.

Meist lässt der Tierarzt das Pferd danach auf einem engen Zirkel auf hartem Boden traben. Hier sind typischerweise Taktstörungen zu sehen. Bestätigt wird die Diagnose normalerweise durch eine Leitungsanästhesie. Wird der Bereich unterhalb des Kronbeins betäubt, sollten die Taktstörungen verschwinden.

Der nächste Schritt ist ein Röntgenbild, auf dem der Tierarzt beurteilen kann, ob knöcherne Veränderungen am Hufbein oder Strahlbein vorliegen. Eine Ultraschalluntersuchung und eventuell ein Kernspin, geben können dazu beitragen, die genaue Ursache des Hufrollen-Syndroms zu klären.

Behandlung von Hufrolle

Folgende Behandlung hilft beim Hufrollen-Syndrom:

  • Der Standard-Ansatz für die Behandlung ist es die Entzündung in der Hufrolle zu bekämpfen und die anatomischen Strukturen zu entlasten. Dazu wird ein entzündungshemmendes Medikament (meist Cortison) direkt an die Hufrolle gespritzt. Zusätzlich bekommt das Pferd weitere Entzündungshemmer über das Futter. Um den erkrankten Bereich zu entlasten bekommt das Pferd einen Spezialbeschlag. Meist sind das Eiereisen mit einem Polster darunter. Das Polster verringert die Stoßbelastungen, die auf den Huf wirken. Das Eiereisen entlastet die tiefe Beuge-Sehne und vermindert so den Zug auf die Hufrolle.
  • Zu Beginn der Behandlung sollten Sie Stoßbelastungen für den Huf vermeiden. Gleichzeitig ist Bewegung wichtig, um den Stoffwechsel im Huf anzuregen. Das heißt möglichst viel Bewegung im Schritt auf weichem, aber nicht zu tiefem Boden. Dabei sollten sie enge Wendungen vermeiden. In der Praxis sind das meist Ausritte durch Wälder und über Wiesen.
  • Weitere Ansätze zur Behandlung sind Stoßwellen-Therapie und spezielle Medikamente, die die Durchblutung fördern und so die Beschwerden lindern sollen. Diese Therapien sind jedoch noch recht neu und die Heilungs-Chancen noch nicht durch Studien belegt.
  • Neben dem Spezialbeschlag ist eine Huforthopädische Behandlung ein Weg, die Hufsituation zu verbessern. Viele sehen diesen Weg als sinnvoller, da durch das entfernen der Eisen der Hufmechanismus verbessert wird.
  • Durch spezielle Futtermittel kann die Entzündung gehemmt werden. Dabei bieten sich Weidenrinde, Teufelskralle und Ingwer an. Extrakte aus der Grünlippigen Miesmuschel können helfen, den Knorpel besser zu versorgen. Es gibt auch Medikamente, die den Knorpelaufbau fördern sollen.

Auch nach der Therapie Rücksicht nehmen

Alle diese Therapien können den Entzündungsprozess lediglich stoppen. Die bereits vorhandenen Veränderungen bleiben bestehen und sind ein Risikofaktor. Daher ist es wichtig, bei der weiteren Nutzung des Pferdes auf diese Einschränkungen Rücksicht zu nehmen. Sind Hufrollen-Veränderungen diagnostiziert, die bereits zu einer Entzündung geführt haben, sollten Sie das Pferd sorgfältig managen. Das heißt, wenn überhaupt, nur mäßig springen. Hohe und weite Sprünge sollten die Ausnahme sein. Auch beim Ausreiten sollten Sie auf die Erkrankung Ihres Pferdes Rücksicht nehmen. Vermeiden Sie lange Strecken auf hartem Boden und wählen Sie Trab- und Galoppstrecken sorgfältig aus. In der Dressur sollten Sie auf enge Wendungen möglichst verzichten.

Mit diesen Maßnahmen lässt sich ein Hufrollensyndrom meist ganz gut in den Griff bekommen, soweit noch keine größeren Schäden vorhanden sind. Viele Pferde bleiben so noch lange reitbar.

Ist es soweit, dass das Pferd dauerhaft Schmerzen in der Hufrolle hat, gibt es noch die Möglichkeit eines Nervenschnitts (Neurektomie). Dabei werden die Nerven, die die Hufrolle innervieren durchtrennt. Dadurch wird der hintere Teil des Hufes schmerzunempfindlich und gefühllos. Das Pferd kann jetzt also wieder schmerzfrei laufen. Zu Beginn stolpern Pferde mit Nervenschnitt häufig, da sie sich erst an das neue Gefühl in den Hufen gewöhnen müssen.

Der Nervenschnitt macht das Pferd schmerzfrei, behebt das zugrunde liegende Problem aber nicht. Daher besteht auch weiterhin die Gefahr, dass die Veränderungen so groß werden, dass das Strahlbein durchbricht, was für das Pferd sehr schmerzhaft ist. Da das Pferd die Schmerzen nicht mehr spürt, belastet es die entzündete Hufrolle zu stark, was die Veränderungen beschleunigen kann. Es liegt also in der Verantwortung des Besitzers das Pferd weiterhin sorgfältig zu managen, auch wenn es scheinbar beschwerdefrei ist. Mehr als gelegentliches freizeitmäßiges Reiten sollten Sie einem solchen Pferd nicht mehr zumuten. Wichtiger sind viel Bewegung auf der Koppel und eine artgerechte Haltung.

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