Equine Infektiöse Anämie oder ansteckende Blutarmut bei Pferden

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Die Equine Infektiöse Anämie (EIA) gehört zu den EU-weit meldepflichtigen Erkrankungen. Sie kann Pferde, Esel und Zebras befallen. Tritt ein Fall auf, muss der Pferdehalter dies melden und das Veterinäramt übernimmt dann alle weiteren Maßnahmen, etwa Quarantänen.

EIA ist eine Viruserkrankung. Sie kommt weltweit vor, vor allem in Amerika,  Teilen Asiens, Südafrika und Teilen Europas . In Nord- und Mitteleuropa ist die EIA jedoch sehr selten und kommt hauptsächlich bei aus Süd-und Ost-Europa oder Russland importierten Pferden vor. Innerhalb der EU ist Rumänien die Hauptinfektionsquelle. Dort ist die Krankheit im Pferdebestand weit verbreitet und kann nicht mehr kontrolliert werden. Daher gelten auch besondere Bestimmungen für den Import von Pferden aus Rumänien (mehr dazu unter Vorbeugung).

Formen

Das Problem an der EIA ist, dass man Pferden die Erkrankung nicht unbedingt ansehen muss. Die EIA gibt es in drei Formen: inapparent, chronisch und akut. Inapparent heißt, man sieht dem Pferd die Erkrankung nicht an und es treten auch keine Symptome auf. Lediglich im Blut lässt sich nachweisen, dass das Pferd Virusträger ist und andere Pferde anstecken kann. Bei der chronischen Form wechseln sich Phasen in denen das Pferd gesund ist mit kurzen akuten Schüben ab, in denen das Pferd für drei bis sechs Tage Krankheitsanzeichen zeigt. Bei der akuten Form ist das Pferd heftig erkrankt.

Symptome

  • Fieber bis zu 42°C, das Fieber kann auch immer wieder auftreten und verschwinden
  • Futterverweigerung und daraus folgend Schwäche und Gewichtsverlust
  • Ödeme an Gliedmassen und Bauch. Das sind Schwellungen, die sich mit dem Finger eindrücken lassen. Nimmt man nach einer Weile den Finger weg, bleibt eine Vertiefung zurück die sich nur langsam wieder füllt.
  • Blasse oder gelbe Schleimhäute mit Petechien (punktförmigen Blutungen)
  • Im Blut kann eine Anämie mit einem Mangel an Thrombozyten (Blutblättchen) und Erythrozyten (roten Blutkörperchen) nachgewiesen werden
  • Ataxie, das sind Bewegungsstörungen wie etwa Schwanken, häufiges Stolpern, kreuzen der Spur beim Laufen
  • bei Stuten kann es zur Unfruchtbarkeit kommen oder falls die Stute schon trächtig ist, kann es zum Absterben des Embryos
  • Es kann auch zu kolikartigen Symptomen kommen, häufig findet sich dann auch Blut in den Pferdeäpfeln.

Da diese Symptome nicht sehr eindeutig sind und auch einzeln Auftreten können, dauert es oft sehr lang, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Pferde die unter der am häufigsten vorkommenden chronischen Form der infektiösen Anämie leiden, zeigen die Symptome meist nur ein paar Tage und erholen sich dann von selbst wieder. Leidet ein Pferd unter der akuten Form kann diese innerhalb von zwei bis vier Wochen tödlich enden.

Was passiert im Körper?

Die Equine Infektiöse Anämie wird von Retroviren verursacht. Diese Viren verstecken sich in den Zellen des Immunsystems (Monozyten und Makrophagen) und werden so im ganzen Körper verteilt. Der Körper des Pferdes reagiert auf die Viren mit Hilfe seines Immunsystems. Die Folge dieser Reaktion sind Fieber und ein erhöhter Verbrauch an bestimmten Blutzellen. Daher sind dann zu wenige Thrombozyten, die für die Gerinnung zuständig sind, und rote Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport zuständig sind, im Blut vorhanden.

Die Viren lassen sich in den Zellen des Körpers vervielfältigen. Da diese Vervielfältigung bei Retroviren allerdings recht ungenau ist, treten immerwieder neue Formen des Virus auf, mit denen sich der Körper von neuem auseinander setzt. Daher kann er die Viren nicht komplett besiegen und es treten immer wieder Schübe auf. Ein einmal infiziertes Pferd wird immer Virusträger sein und kann die Krankheit jederzeit auf andere Pferde übertragen, auch wenn es selbst gerade keine Krankheitssymptome zeigt.

Die Übertragung

Die Infektiöse Anämie kann theoretisch über alle Körperflüssigkeiten eines kranken Tires übertragen werden. Da im Speichel, Schweiß und den Fortpflanzungsflüssigkeiten nur sehr wenige Viren zu finden sind, ist für eine direkte Übertragung ein sehr enger Kontakt zwischen den Pferden notwendig.

Häufiger ist die Übertragung über das Blut, meist durch große Blutsaugende Insekten wie Bremsen. Da auch hier eine recht große Menge an Blut notwendig ist reicht ein einmaliger Stich nicht aus, sondern es sind mehrere Stiche notwendig. Da das Virus in den Beißwerkzeugen von Insekten nur etwa 30 Minuten lang überleben kann, ist eine Übertragung der Krankheit über weitere Strecken hinweg eher unwahrscheinlich.

Auch der Mensch kann für die Ansteckung verantwortlich sein. Entweder der Tierarzt hat seine Instrumente nach der Behandlung von infizierten Tieren nicht gut gereinigt oder die Infektion erfolgt über gemeinsam verwendetes Putzzeug, da beim Putzen immer wieder winzige Verletzungen entstehen können.

Die Diagnose

Besteht auf Grund der Symptome oder der Herkunft der Verdacht ein Pferd könnte Träger des EIA-Virus sein, wird ein Bluttest veranlasst. Dieser Test heißt Coggins-Test und weist die Antikörper gegen das EIA-Virus im Blut des Pferdes nach. Diese Antikörper bilden nur Pferde, die mit dem Virus infiziert sind. Da die Inkubationszeit zwei bis sechs Wochen, in Einzelfällen sogar drei Monate, beträgt ist ein einmaliger Test oft nicht Aussagekräftig. Daher ist bei Verdacht eine Quarantäne für 30 Tage vorgeschrieben, in der geschaut wird, ob sich Krankheitssymptome bei den Pferden zeigen.

Behandlung

Das Tierseuchenschutzgesetz verbietet eine Behandlung von Pferden die an Equiner Infektiöser Anämie erkrankt sind. Positiv getestete Pferde werden getötet. Der Bestand, in dem das Pferd steht, alle Pferde im Umkreis von einem Kilometer und alle Bestände mit denen das Pferd Kontakt hatte werden unter Quarantäne gestellt und alle Pferde werden getestet. Die Pferde dürfen in dieser Zeit ihren Stall nicht verlassen. Pferdesportveranstaltungen und ähnliche Veranstaltungen bei denen Pferde aus verschiedenen Beständen zusammentreffen werden im Umkreis von 10 km abgesagt.

Vorbeugung

Um eine Verbreitung der infektiösen Anämie in Europa zu verhindern, gelten für die Einfuhr von Pferden und deren Produkten (Sperma, Embryonen ….) aus Rumänien besondere Vorschriften. Das Pferd muss mit Hilfe des Coggins-Tests auf Equine Infektiöse Anämie getestet werden und anschließend für 30 Tage in Quarantäne. Zum Abschluß der Quarantäne ist jedoch kein erneuter Test notwendig.

Überträger der Krankheit in Mitteleuropa sind häufig aus Rumänien ohne Tests und Quarantäne eingeführte Pferde. Um dieses Risiko zu vermeiden hat die Schweiz im September 2010 die Einfuhr von Pferden aus Rumänien untersagt.

Kaufen Sie ein Pferd aus einem der Gebiete in denen die Equine infektiöse Anämie vorkommt, sollten Sie sich auf jeden Fall die Papiere zeigen lassen, die beweisen das das Pferd negativ getestet wurde. Ganz auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie im Rahmen der Ankaufsuntersuchung einen erneuten Coggins-Test durchführen lassen. Das gilt nicht nur für Pferde aus Rumänien und Russland, sondern auch für Pferde aus Nord- und Südamerika (in Brasilien sind bis zu 30% der Wildpferde EIA-positiv).

Hier in Deutschland kann man sein Pferd vor allem schützen, indem man es vor Insektenstichen schützt. Die wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung einer Infektion mit ansteckender Blutarmut:

  • Zu den Hauptflugzeiten der Insekten etwa eine Stunde vor und nach Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sollten die Pferde im Stall bleiben.
  • Fliegenspray und Schutzdecken
  • sorgfältige Pflege von Koppeln und Ställen (regelmäßig abmisten, Pfützen und stehende Gewässer vermeiden)
  • kein gemeinsames Verwenden von Putz- und Sattelzeug
  • Besteht der Verdacht auf eine Infektion kann man Ställe und Gerätschaften mit stark sauren oder alkalischen Desinfektionsmitteln zuverlässig reinigen.

In China wurde zwar eine Impfung gegen die Infektiöse Anämie entwickelt, diese ist aber in Europa nicht zugelassen. Sie können Ihr Pferd also nur schützen, indem sie eine Übertragung vermeiden.

Wer sich näher mit der wissenschaftlichen Seite der Erkrankung befassen möchte findet viele Informationen in einem Artikel über EIA den Dr.Dr. Bernd Iben 2006 für die Zeitschrift Grosstierpraxis verfasst hat.

Mehr zu Testmethoden und Fallzahlen finden Sie beim Nationalen Referenz Labor, dem Friedrich-Löffler-Institut auf der Insel Riems.

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