Dressur: Was ist Selbsthaltung oder Selbsterhaltung?

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Ein Dressurpferd soll idealerweise in Selbsterhaltung laufen. Diese Aussage hört man immer wieder, doch viele können sich darunter nichts vorstellen. Daher hier der Versuch, ein schwieriges Thema möglichst einfach und allgemein verständlich zu erklären.

Was ist Selbsterhaltung?

Die Selbsterhaltung ist der Grad der Versammlung, den ein Pferd ohne Stütze des Reiters erreichen kann. Daher hängt dieser Begriff stark mit der Aufrichtung zusammen.

Ist ein Pferd versammelt, ist es auch aufgerichtet, also Kopf und Hals werden höher getragen und die Hinterhand im Gegenzug abgesenkt. Je stärker das Pferd versammelt ist, desto größer auch die Aufrichtung. Dabei unterscheidet man zwei Arten der Aufrichtung: Die relative Aufrichtung kommt aus der Selbsterhaltung und geht vom Pferd aus. Bei dieser Art der Aufrichtung kann der Reiter mit einer feinen Hand und sogar zeitweise durchhängendem Zügel reiten. Das Pferd geht dabei im Gleichgewicht und trägt sich selbst.

Im Gegensatz dazu steht die absolute Aufrichtung. Dabei wird das Pferd so stark versammelt, dass ihm die Kraft fehlt, den geforderten Grad der Versammlung von sich aus zu halten. Deshalb braucht es die Reiterhand als Stütze, um im Gleichgewicht zu bleiben. Der Reiter hat daher relativ viel Gewicht in der Hand und muss das Pferd sehr stark begrenzen.

Das Ziel jeder Dressurarbeit ist natürlich die relative Aufrichtung. Der Weg dahin führt allerdings meist über die absolute Aufrichtung, die dem Pferd den Weg weist und ihm hilft, die für eine bessere Selbsterhaltung nötige Kraft zu entwickeln.

Selbsterhaltung erkennen

Da die Selbsterhaltung – also der Grad der Versammlung, den das Pferd von selbst erhalten kann – also von der Kraft und der Ausbildung des Pferdes abhängt, kann sich diese im Laufe eines Lebens ändern.

Gut zu beobachten ist das bei frei laufenden Pferden. Ein roher Dreijähriger bewegt sich beim Freilaufen anders, als ein dressurmäßig weit ausgebildetes Pferd. Der Dreijährige wird viel Gewicht auf der Vorhand haben und den Hals als Balancierstange verwenden. Das ist besonders in Wendungen zu beobachten, wo Hals und Kopf oft nach Außen gehen.

Das gut gymnastizierte Pferd kann die im Training erworbenen Muskeln einsetzten. Er wird mit mehr Aufrichtung laufen und mehr Gewicht auf die Hinterhand verlagern. Da es im Gleichgewicht ist, braucht es den Hals nicht mehr als Balancierstange, sondern kann ihn frei tragen. Die Bewegungen werden durch das bessere Gleichgewicht freier und ausdrucksvoller.

Doch auch bei jungen Pferden gibt es schon Unterschiede in der Selbsterhaltung. Je nach anatomischen Voraussetzungen und innerer Einstellung des Pferdes, bringt es von Natur aus ein besseres Gleichgewicht und damit eine bessere Selbsterhaltung mit oder auch nicht. Die Selbsterhaltung eines Pferdes kann einem daher schon Hinweise auf seine spätere Eignung für die Dressur geben. So hat ein Andalusier mit einem kurzen Rücken und einer von Natur aus guten Selbsterhaltung es natürlich auch unter dem Reiter leichter sich zu versammeln als ein zu lang geratener Warmblüter, der vielleicht auch noch überbaut ist und schon beim traben auf geraden Strecken mit seinem Gleichgewicht kämpft. Der Andalusier wird es also in der Ausbildung leichter haben, den Anforderungen des Reiters gerecht zu werden und so schneller lernen können.

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